Quanten, Menschen, Sensationen
Mehrere Ausstellungen und Projekte zum Quantenjahr 2025 eröffnen neue Perspektiven auf die Quantenwelt und ihre Erforschung.
Alexander Pawlak
Hundert Jahre nach ihrer Formulierung im Jahr 1925 eröffnet die Quantenmechanik nicht nur völlig neue Anwendungen im Bereich der Quantentechnologien, sondern lädt zu neuen Perspektiven auf ihre Errungenschaften, die Orte und Menschen ihrer Erforschung und Geschichte ein.
Eine spannende Gelegenheit dazu bietet sich in der Sonderausstellung Licht und Materie, in der sich im Deutschen Museum München noch bis Ende Oktober die Quantenoptik, also die Physik der Wechselwirkung von Licht mit Materie, erkunden lässt. Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem „Munich Center for Quantum Science and Technology“ (MCQST) entstanden.



Die Ausstellung ist abwechslungsreich konzipiert und enthält originale Objekte, lehrreiche Demonstrationen und „Szenoramen“, die wichtige Episoden der Quantenoptik ebenso kompakt wie facettenreich erzählen. Thematisch ist das weit gefächert – von der Veranschaulichung der Wellenlängen des elektromagnetischen Spektrums über die Geschichte von Spektroskopie, Radar und Laser sowie die Rolle von Licht in der Fusionsphysik bis hin zu den neuen Anwendungen im Kontext der Quantentechnologien.
Ein Highlight unter den Exponaten ist sicher die Empfangsanlage der Holmdel-Hornantenne, mit der Penzias und Wilson 1965 die kosmische Mikrowellen-Hintergrundstrahlung nachweisen konnten. In der Ausstellung lässt sich nachvollziehen, warum sich die Entdeckung des kosmischen Phänomens der einst streng geheimen militärischen Radar-Forschung und der Entwicklung des Masers verdankt.
„Wir möchten, dass alle Besucherinnen und Besucher etwas aus der Ausstellung mitnehmen“, betont Johannes-Geert Hagmann, derzeit kommissarischer Bereichsleiter für Forschung-Archiv-Bibliothek. Er hat gemeinsam mit Eckhard Wallis und Katharina Stuhrberg die Ausstellung in Kooperation mit dem MCQST konzipiert und mit den Museumswerkstätten realisiert. Sie setzen dabei nicht nur auf visuelle Reize: Bei einer Station lassen sich die Spektrallinien des Wasserstoffs zu Gehör bringen. Und ein genauer Blick lohnt sich, denn in vielen der Ausstellungskästen gibt es ebenso informative wie witzige Details zu entdecken.
Ein virtueller Streifzug durch die Quantenphysik eröffnet sich auch online: A History Wall of Quantum Physics – Eine visuelle Geschichte der Quantenphysik. Die lange und komplexe Geschichte der Quantenphysik lässt sich Jahr für Jahr mit kurzen, fachlich fundierten Texte zu visuellen Elementen nachvollziehen. Für alle, die mehr wissen möchten, gibt es weiterführende Literaturhinweise und Links. Die „History Wall“ ist noch im Aufbau begriffen, ebenso wie die Webseite zum Projekt Quantenorte. Hier soll sich zeigen, dass die Forschung zur Quantenphysik in Deutschland nicht nur große Tradition hat, sondern zugleich zukunftsweisend durch viele Aktivitäten im akademischen und industriellen Umfeld ist. Eine interaktive Karte hebt die Orte mit besonderem Bezug zur Quantenphysik hervor. Wer meint, dass die eigene Institution auch dazugehört, kann diese auf der Webseite anmelden und erhält eine Plakette mit einem QR-Code, der auf die Online-Karte verweist.

Der Exzellenzcluster ct.qmat der Universitäten Würzburg und Dresden präsentiert Vorbilder für die nächste Physikerinnen-Generation. Die Wanderausstellung RETHINKING PHYSICS. 100 Jahre Quantenmechanik: Zeit für eine weibliche Perspektive! wird 2025 an rund 50 Orten weltweit zu Gast sein, zum Beispiel in Australien, Deutschland, Österreich und den USA. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Porträts etablierter und angehender Forscherinnen. Diese berichten von ihrer Begeisterung und Faszination für die wissenschaftliche Arbeit und zeigen, dass auch Frauen die Geschichte der Quantenphysik fortschreiben.
Göttingen gilt neben Kopenhagen sicher als wichtigster Geburtsort der Quantenmechanik und zeichnet ab 27. März in der Sonderausstellung Was zum Quant?! im Forum Wissen der Universität Göttingen den Weg der Entstehung der Quantenmechanik vor hundert Jahren nach und blickt dabei bis in die Gegenwart. Die Ausstellung veranschaulicht, wie Wissenschaftler:innen an der Universität Göttingen zusammengearbeitet haben und bettet ihre Arbeit in internationale Forschungszusammenhänge ein. Hands-On-Experimente zur Quantenphysik veranschaulichen, dass die Welt auf atomarer Ebene anders funktioniert, als wir sie selbst wahrnehmen und erleben. Beispiele zeigen, wo Quantentechnologien gegenwärtig im Einsatz sind. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft übernimmt die Schirmherrschaft der Ausstellung.
Weitere Informationen
- Quantum2025 – Webseite zu den deutschen Aktivitäten im Quantenjahr
- Meldungen zum Quantenjahr
- Empfehlenswerte Bücher zur Quantenmechanik und Quantentechnologie
Webseiten zu den Ausstellungen und Projekten
- Sonderausstellung „Licht und Materie“ im Deutschen Museum München (bis 26. Oktober 2025)
- „Was zum Quant?! Die Ausstellung zum Quantenjahr 2025“ im Forum Wissen, Göttingen (ab 27. März 2025)
- „Rethinking Physics“, Wanderausstellung des Exzellenzclusters ct.qmat
- A History Wall of Quantum Physics – Eine visuelle Geschichte der Quantenphysik
Meist gelesen

Quantencomputer in Silizium
Entwicklung einer neuartigen europäischen Quantentechnologie startet.

Gibt es ein Quant der Entropie?
Die Rolle von Wärme in der Quantenwelt ist Titelthema in der neuen „Physik in unserer Zeit“.

Der Strömungsdynamiker
Vor 150 Jahren wurde Ludwig Prandtl geboren, der als „Vater der Aerodynamik“ gilt.

Der etwas andere Computer
Wolfram Pernice erhält einen der Leibniz-Preise 2025 für seine Arbeiten auf dem Gebiet des neuromorphen photonischen Rechnens.

Nix mit X?
Deutsche Wissenschaftsorganisationen verlassen den Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter.