15.06.2017

Stadtverkehr wird intelligent

Kommunen bereiten sich für die Zukunft des autonomen Fahrens vor.

Hamburg hat eine gute Strategie für intel­ligente Transport­systeme, Stuttgart liegt in der Elektro­mobilität vorn. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR hat mit dem Unter­nehmen Pricewater­houseCoopers PwC in den 25 größten Städten Deutsch­lands untersucht, wie gut und innovativ sie sich auf Digi­talisierung, Elektro­mobilität und autonomes Fahren einstellen. Im inter­nationalen Vergleich hängen deutsche Städte jedoch hinterher.

Abb.: Ab 2025 könnten autonome Fahrzeuge in Deutschlands Städten fahren. (Bild: DLR)

Carsharing, Ladesäulen für Elektro­autos, Verkehrs­apps – die Mobilität in Städten hat sich in den vergan­genen Jahren gewandelt. DLR-Wissen­schaftler vom Institut für Verkehrs­forschung haben in einer Studie untersucht, wie sich größere Städte in Deutschland auf die anstehenden Verän­derungen vorbereiten. Betrachtet wurden dabei die Kategorien Digi­talisierung der Infra­struktur, Sharing, E-Mobility des öffent­lichen Nah­verkehrs. Die Forscher untersuchten beispiels­weise, ob die Städte Daten über das Verkehrs­aufkommen erfassen und zur Verfügung stellen, wie gut Carsharing-Angebote sind und die Anzahl der Lade­säulen für Elektro­fahrzeuge.

Komplett selbst­fahrende PKW und LKW sind keine Utopie mehr, die Experten rechnen mit einer Einführung ab 2025. Für die Studie untersuchten sie, wie sich die Städte auf diese Entwicklungen vorbereiten. Obgleich Städte die Bedeutung auto­nomer Fahrzeuge für die Stadtentwicklung erkannt haben, sind sie bislang noch nicht gestaltend aktiv. Treibende Akteure sind aktuell Automobil­konzerne, IT-Unter­nehmen oder neue Mobilitäts­dienst­leister. „Autonomes Fahren kann einen wichtigen Beitrag für den ÖPNV und die Entsorgungs­wirtschaft leisten. Städte können jetzt die Ini­tiative ergreifen und diese Potenziale im Rahmen von Modell­vorhaben erproben, auch um Wirkungen und Akzeptanz in der Bevöl­kerung besser verstehen zu können", sagt Dirk Heinrichs, der am DLR die Abteilung Mobilität und urbane Entwicklung leitet.

Ein Best-Practice Beispiel fanden die Forscher in Singapur, wo seit 2016 fahrer­lose Taxis auf einer von den staat­lichen Behörden bereit­gestellten Teststrecke unterwegs sind. Oder in den Nieder­landen, wo fahrer­lose Busse auf Firmen­geländen oder Universitäts­anlagen zum Einsatz kommen. „Die Kommunen müssen jetzt Konzepte zum schritt­weisen Aufbau von der IT- und physischer Infrastruktur in ihren Planungen verankern, nur so werden sie bis zur größeren Markteinführung von autonomen Fahrzeugen bereit stehen“, rät Heinrichs.

Bei einem Ranking der Städte bei derzeitigen inno­vativen Mobilitäts­lösungen erreichte Hamburg mit 76,7 von 100 möglichen Punkten den ersten Platz, vor Stuttgart mit 71,9 und Berlin mit 67,1 Punkten. Hamburg konnte vor allem in der Kategorie „Digi­talisierung der Infra­struktur“ sowie seiner Strategie für intel­ligente Transport­systeme punkten. Unter anderem wird der Verkehr groß­räumig um den Hafen beobachtet, analysiert und das Stau­risiko vorher­gesagt. Stuttgart punktete in der Kate­gorie „Elektro­mobilität“, die Stadt hat im deutschen Vergleich die höchste Dichte beim Ladesäulen­netz. Die Studie zeigte, dass die Größe einer Stadt ein wesent­licher Faktor für die Digita­lisierung der Mobilität ist, aber nicht zwingend notwendig. Leipzig über­zeugte zum Beispiel die Experten mit einer nutzer­freundlichen ÖPNV-App, die Echtzeit­informationen über die Verkehrs­lage sowie ein gut funk­tionierendes Mobile Payment bietet. Darüber hinaus bietet Leipzig durch die Inte­gration von Mit­fahrrädern und -autos auch eine gute Tür-zu-Tür-Mobilität. „Zwischen den vorderen und hinteren Plätzen klafft eine große Lücke“, stellt Heinrichs fest. „Hier sehen wir die Gefahr, dass diese Städte in der rasanten digitalen Ent­wicklung den Anschluss verlieren.“

Größere Städte sind auch deshalb fort­schrittlicher, weil wichtige Inno­vationen von Konzernen und Startups ausgehen. Und diese agieren vor allem in größeren Metropolen. Die Wissen­schaftler empfehlen, dass hier der ÖPNV eine führende Rolle übernimmt, Echtzeit­daten nutzt, andere Anbieter einbindet und damit wettbewerbs­fähig bleibt. „Der ÖPNV hat bereits erkannt, dass die Digita­lisierung ein wesent­licher Treiber ist. Immerhin planen 45 Prozent der befragten ÖPNV-Verbände eine Digital­strategie“, sagt Felix Hasse von PwC. Im inter­nationalen Vergleich hinken deutsche Städte aller­dings insgesamt hinterher. So wäre Amsterdam im Ranking mit großem Abstand auf Rang eins gelandet. In der nieder­ländischen Stadt gibt es gute Sharing-Angebote und vor allem mehr als 5000 Elektro­fahrzeuge, die an mindestens 3000 Lade­säulen aufge­laden werden können.

DLR / JOL

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