25.11.2022

Starke Femtosekunden-Pulse im Infrarot

Neuartige Lichtquelle liefert ultrakurze Lichtpulse im mittleren Infrarot.

Eine neue Lichtquelle erzeugt ultrakurze Infrarotpulse bei einer Wellenlänge um zwölf Mikrometer mit zuvor unerreichter Spitzen­intensität und Stabilität. Erste Anwendungen in der Schwingungs­spektroskopie an Wasser demonstrieren das hohe Anwendungs­potential des Systems. Forscher des Max-Born-Instituts in Berlin berichten über eine neue Licht­quelle, die ultrakurze Infrarot­pulse jenseits der Wellenlänge von zehn Mikrometern mit Rekord­parametern liefert.

 

Abb.: Charakterisierung der OPCPA-Pulse und Messung der...
Abb.: Charakterisierung der OPCPA-Pulse und Messung der Langzeit-Puls­stabilität. Linker Einschub: Strahlprofil-Fernfeld-Intensitäts­verteilung. Rechter Einschub: Ermittelte zeitliche Pulsform des optischen Wenig­zyklen-Pulses. (Bild: MBI)

Ultrakurze Lichtpulse stellen ein wichtiges Werkzeug in der Grundlagen­forschung dar und haben darüber hinaus Eingang in zahlreiche optische Technologien gefunden. Der infrarote Spektralbereich mit Wellenlängen größer als ein Mikrometer spielt für die optische Kommunikation eine Schlüsselrolle, aber auch in der optischen Mess- und Analyse­technik und bei bild­gebenden Verfahren wird Licht mit Wellenlängen von bis zu 300 Mikrometer eingesetzt.

Eine besondere technische Herausforderung sind extrem kurze Pulse, bei denen die Lichtwellen nur wenige Schwingungs­zyklen aufweisen („few cycle“-Pulse). Deren Erzeugung erfordert eine präzise Kontrolle der Phase der Lichtwellen und ihrer Ausbreitungs­bedingungen. Few-cycle-Pulse bei Wellenlängen größer als zehn Mikrometer sind für grundlegende Untersuchungen der Nichtgleichgewichtseigenschaften kondensierter Materie, also von Festkörpern und Flüssigkeiten, wichtig und besitzen ein hohes Anwendungs­potential, etwa in der optischen Material­bearbeitung. Aus diesen Gründen ist die Erzeugung derartiger Pulse ein hochaktuelles Forschungsthema.

Forscher des Max-Born-Instituts in Berlin berichten nun über eine neue Lichtquelle, die ultrakurze Infrarotpulse jenseits der Wellenlänge von zehn Mikrometern mit Rekord­parametern liefert. Das extrem kompakte System beruht auf dem Konzept der optisch-parametrischen Verstärkung (engl. Optical Parametric Chirped Pulse Amplification, OPCPA), bei der ein schwacher ultrakurzer Infrarotpuls durch die Wechselwirkung mit einem intensiven Pumpimpuls kürzerer Wellenlänge in einem nichtlinearen Kristall verstärkt wird. In der neuartigen Lichtquelle treiben Pumppulse von zirka drei Pikosekunden Dauer und einer Wellenlänge von zwei Mikrometern einen dreistufigen parametrischen Verstärker mit einer Pumpenergie von sechs Millijoule. Die verstärkten Pulse bei einer Wellenlänge um zwölf Mikrometer besitzen eine Energie von 65 Millijoule und eine Dauer von 185 Femtosekunden, was einer Spitzen­leistung um 0,4 Gigawatt innerhalb von rund fünf optischen Zyklen der Lichtwelle entspricht. Die hochstabilen Infrarotpulse besitzen eine Wieder­holrate von einem Kilohertz und exzellente optische Strahlparameter. Ausgangs­leistung und Repetitionsrate des Systems sind skalierbar.

Das Potenzial dieser unikalen Quelle wurde in ersten Infrarot­experimenten an flüssigem Wasser demonstriert. Dabei wurden gehinderte Rotationen, also Librationen, von Wasser­molekülen erstmals so stark angeregt, dass ihre optische Absorption signifikant abnahm. Aus der Analyse dieser Absorptions­sättigung lässt sich eine Lebensdauer der Librations­anregung von 20 bis 30 Femtosekunden abschätzen.

MBI / DE

 

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