Sternenkinderstube im Orionnebel
Wind eines jungen Sternes unterdrückt Sternentstehung in der Umgebung.
Der Wind eines neugeborenen Sterns im Orionnebel verhindert, dass weitere neue Sterne entstehen. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Team unter Leitung von Wissenschaftlern der Universitäten Leiden und Köln anhand von Daten des Stratosphären-Observatoriums für Infrarot-Astronomie SOFIA der NASA. Das ist überraschend, da man bisher davon ausging, dass andere Prozesse wie etwa Supernovae für die Regulierung der Sternentstehung verantwortlich sind. Die Beobachtungen mit SOFIA legen allerdings nahe, dass junge Sterne Winde erzeugen, die das für die Entstehung neuer Sterne erforderliche Material wegwehen.
Der Orionnebel ist einer der am besten erforschten und meist kartierten Objekte des Nachthimmels. Er ist die Sternenkinderstube, die der Erde am nächsten liegt und liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie Sterne entstehen. Ein Gasschleier macht diesen Nebel besonders eindrucksvoll, verhindert aber auch die Sicht auf die Sternbildungsprozesse. Infrarotes Licht kann diesen Schleier allerdings durchdringen, so dass spezielle Observatorien wie SOFIA die Geheimnisse der Sternentstehung lüften können.
Im Herzen des Nebels liegt eine kleine Gruppe junger, massereicher Sterne. SOFIA-Beobachtungen mit dem hochauflösenden Empfänger für Ferninfrarot-Spektroskopie GREAT enthüllen erstmals, dass die starken Sternwinde des hellsten jungen Sterns Theta Orionis C eine große Menge Material aus der Wolke, in der der Stern entstanden ist, weggefegt hat. „Dieser Wind ist für eine riesige Blase rund um die zentralen Sterne verantwortlich“ erklärt Cornelia Pabst von der Uni Leiden in den Niederlanden.
SOFIA ist ein modifiziertes Flugzeug des Typs Boeing 747-SP, das mit einem 2,7 Meter-Teleskop ausgestattet ist. Es ist ein gemeinsames Projekt der NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Da die Boeing über dem Großteil des Wasserdampfs der Erdatmosphäre fliegt, der ansonsten Infrarotlicht abblockt, können sie die physikalischen Eigenschaften von Sternwinden erforschen. Wissenschaftler nutzen das GREAT-Instrument an SOFIA, um die Spektrallinien ionisierten Kohlenstoffs zu ermitteln und so eine Art chemischen Fingerabdruck erstellen zu können.
U. Köln / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
C. Pabst et al.: Disruption of the Orion molecular core 1 by wind from the massive star θ1 Orionis C, Nature, online 7. Januar 2019; DOI: 10.1038/s41586-018-0844-1 - Observational Astrophysics, numerical Modelling (J. Stutzki), I. Physikalisches Institut, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln
- Exoplanets, star and planet formation, Leiden Observatory, Leiden University, Leiden, Niederlande