02.03.2016

Strom aus supramolekularen Netzwerken

Selbstorganisierende Farbstoff-Schichten für die Photo­voltaik.

Organische Photovoltaik gilt vielen Experten kosten­günstigere Strom­er­zeugung der Zukunft. Eine noch zu lösende Heraus­forderung dieser Tech­no­logie ist die geringe Ordnung der dünnen Schichten auf den Elektroden. Einen neuen Ansatz präsentiert nun ein Forscher­team der TU München: Auf Graphen­ober­flächen bauten die Wissen­schaftler photo­aktive Schichten aus sich selbst orga­ni­sierenden mole­kularen Netz­werken. Ihre Ergebnisse eröffnen interes­sante neue Möglich­keiten, opto-elek­tronische Bau­elemente molekül­genau herzu­stellen.

Abb.: Raster­tunnel­mikro­skopisches Bild des Netz­werks aus mit Melamin ver­knüpften Terryl­endi­imid­molekülen, rechts ein­ge­blendet: Modell der atomaren Struktur. (Bild: C. A. Palma, TU München)

Die Forscher haben Farbstoffmoleküle so modifiziert, dass sie als Bausteine für selbstorganisierende molekulare Netzwerke einsetzbar sind. Auf der atomar glatten Oberfläche einer Graphenschicht auf Diamant formen die Moleküle die Zielarchitektur von selbst, ähnlich wie bei Proteinen oder in der DNA-Nanotechnologie. Die einzige treibende Kraft sind dabei die einge­bauten, supra­mole­kularen Wechsel­wirkungen auf der Basis von Wasser­stoff­brücken. Wie erwartet produ­zierten die fertigen Netz­werke bei Belichtung Strom.

„Lange Zeit galten die selbstorganisierenden molekularen Architekturen eher als Kunst“, sagt Friedrich Esch, einer der beteiligten Forscher. „Mit dieser Arbeit präsentieren wir zum ersten Mal eine ernsthafte praktische Anwendung dieser Technologie.“ Und sein Kollege Carlos-Andres Palma ergänzt: „Für die herkömmliche organischen Photovoltaik ist die Verbesserung der mole­ku­laren Ordnung noch immer eine Herausforderung. Der Nano­tech­no­logie-Werk­zeug­kasten bietet uns dagegen die Möglichkeit, die Anordnung der Bausteine der Schicht atomgenau vorherzubestimmen. Über die physikalisch-chemische Steuerung der Komponenten haben wir weitere Stellschrauben für die Funktionsoptimierung.“

Die Wissenschaftler arbeiten nun daran, auch größere Flächen beschichten zu können und die photovoltaischen Eigenschaften unter Standard­bedingungen zu reproduzieren. „Von selbstorganisierenden Schichten mit Farbstoffen, eingelagert zwischen zweidimensionalen Graphen-Elektroden, versprechen wir uns eine einfache Maßstabsvergrößerung, hin zu effizienten Photovoltaik-Elementen“, sagt Palma. „Unsere Schichten werden damit zu einer Option für die Solar-Technologie.“

Als photoaktives Farbstoffmolekül dient den Wissenschaftler Terrylen-Diimid. Das dreibindige Melamin verknüpft die langgestreckten Diimid-Moleküle zu Netzwerken. Welche Architekturen daraus genau entstehen, legen die Chemiker durch die zuvor eingefügten Seitengruppen des Terrylen-Diimids fest.

TUM / RK

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