12.08.2014

Supernova im Doppelpack

Materiehülle um Beteigeuze wird beim Sternentod vermutlich für doppeltes Feuerwerk sorgen.

Der Riesenstern Beteigeuze wird sein Leben in naher Zukunft vermutlich mit einem gewaltigen Doppelschlag beenden. Die Explosionen könnten so stark sein, dass sie von der Erde aus am Taghimmel sichtbar sind. Seit 2012 ist bekannt, dass der 600 Lichtjahre entfernte Rote Superriese von einer Hülle aus Materie umgeben ist. Zunächst wird Beteigeuze in einer Supernova verglühen. Wenige Monate später wird die Hülle für die spektakuläre zweite Explosion sorgen.

Abb.: Beim Flug durch das All schiebt Beteigeuze eine Bugwelle aus Materie vor...
Abb.: Beim Flug durch das All schiebt Beteigeuze eine Bugwelle aus Materie vor sich her – im Bild als „bow shock“ zu sehen. (Bild: ESA / Herschel / PACS / L. Decin et al.)

Beteigeuze hat den 600fachen Durchmesser der Sonne. Am Nachthimmel ist er der zehnthellste Stern. Astronomen erwarten, dass er in naher Zukunft explodieren wird. Als so genannte Supernova wird er dann das Firmament überstrahlen – so hell wie der Mond. Wahrscheinlich ist die Explosion sogar tagsüber von der Erde sichtbar. Wann es soweit ist, lässt sich nicht genau sagen. „Es kann morgen passieren oder in hunderttausend Jahren“, erklärt der Bonner Astronom Jonathan Mackey.

Vermutlich wird es nicht bei einem Rumms bleiben. Denn Beteigeuze ist von einer Hülle aus Materie umgeben. „Das Material in dieser Hülle summiert sich auf ein Zehntel der Sonnenmasse“, sagt Mackey. Bei der Supernova-Explosion werden die äußeren Schichten von Beteigeuze abgesprengt und ins All geschleudert. Diese Sternenfragmente rasen mit vielen tausend Kilometern pro Sekunde auf die Materiehülle zu. Nach einigen Monaten bis maximal drei Jahren kommt es dort zu einem riesigen Crash, der auf der Erde als weitere Explosion sichtbar werden dürfte.

Dass es diese Materiehülle um Beteigeuze gibt, ist erst seit 2012 bekannt. Ihre Entstehung gab den Astronomen bislang Rätsel auf. Mackey und seine Kollegen legen aber eine plausible Hypothese vor. Schon lange ist bekannt, dass Rote Riesen – wie andere Sterne auch – von ihrer Oberfläche ständig Materie ins All schleudern – den Sternenwind. Die Strahlung des interstellaren Mediums erhitzt diesen Sternenwind, wie die Bonner Forscher unter anderem in Computersimulationen zeigen konnten. Diese Hitze erzeugt eine Schockwelle, die den Wind abbremst. So entsteht in einiger Entfernung um Beteigeuze eine nahezu bewegungslose Hülle aus ehemaligem Sternmaterial.

Dieser Vorgang sollte nach den Bonner Überlegungen auch bei anderen Roten Superriesen auftreten. Die Materieansammlungen könnten dort sogar noch erheblich größer sein – die Forscher rechnen mit bis zu fünf Sonnenmassen. Das könnte erklären, warum Supernova-Explosionen mitunter 10- bis 100-fach heller sind als theoretisch zu erwarten. Denn wenn die Reste des explodierten Sterns in eine derart dichte Materiehülle rasen, wäre eine zweite Explosion gewaltigen Ausmaßes die Folge.

Supernovae sollten in der Milchstraße im Schnitt etwa alle hundert Jahre zu beobachten sein. In unserer Nachbargalaxie, der Großen Magellanschen Wolke, geschah am 24. Februar 1987 eine Supernova-Explosion. Trotz der großen Entfernung von 160.000 Lichtjahren war sie auf der Südhalbkugel ebenfalls mit bloßem Auge sichtbar, allerdings nur nachts.

Die letzte Supernova-Explosion in der Milchstraße liegt schon ein Weilchen zurück: Italienische Himmelskundler bemerkten im Oktober 1604 einen neuen Himmelskörper, der alle anderen Sterne überstrahlte. Der deutsche Astronom Johannes Kepler beschrieb das Phänomen ausführlich; daher wurde die Supernova nach ihm benannt. Die Explosion von Beteigeuze dürfte für Erdenbewohner um einiges spektakulärer sein – der Rote Superriese liegt uns 30mal näher als Keplers Supernova.

U. Bonn / DE

 

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