Umzug im Untergrund
PTB-Dosimetrielabor nimmt Betrieb in einem Salzstock bei Helmstedt auf.
Das neue Untertagelaboratorium für Dosimetrie und Spektrometrie UDO-II hat in einem Salzstock bei Helmstedt seine Arbeit aufgenommen. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt PTB betreibt das Labor auf der 430-Meter-Sohle unter idealen Bedingungen für die Dosimetrie: Während an der Erdoberfläche ein durchschnittlicher Strahlungspegel von zirka 100 nSv/h herrscht, beträgt er hier weniger als 2 nSv/h. Diese Voraussetzungen erlauben es der PTB, als weltweit einziger Anbieter Dosimeter rückgeführt auf Primärnormale bei Strahlungspegeln zu kalibrieren, wie sie in der natürlichen Umgebung üblich sind. Die im UDO-II kalibrierten Dosimeter werden europaweit für die Messung von Radioaktivität in der Umwelt eingesetzt.
Abb.: Innenansicht des Untertagelabors UDO-II in einem Salzstock bei Helmstedt; in der Mitte steht eine Kalibriereinrichtung für ionisierende Photonenstrahlung. (Bild: PTB)
Dosimeter zur Umgebungsüberwachung sind beispielsweise im Rahmen der 4700 Frühwarnsystem-Stationen im Einsatz, die nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl in ganz Europa aufgebaut wurden. Sie müssen in der Lage sein, sehr niedrige Dosisleistungen, wie sie in der natürlichen Umwelt typisch sind, zuverlässig und genau zu erfassen. Nach fast zweijähriger, umzugsbedingter Pause kann die PTB nun wieder in vollem Umfang den Anfragen von Dosimeterherstellern und Betreibern von Dosimetriesystemen aus aller Welt gerecht werden und die Kalibriertätigkeit wieder aufnehmen.
Von 1991 bis 2011 stand den PTB-Wissenschaftlern noch UDO-I zur Verfügung, ein Labor im Salzstock der Asse. Nachdem die Schachtanlage Asse-II jedoch zur kerntechnischen Anlage erklärt wurde, ließ sich das Labor nur noch eingeschränkt nutzen und musste schließlich aufgegeben werden.
Nach der Untersuchung verschiedener Bergwerke erwiesen sich mehrere Salzlagerstätten im Norden Deutschlands für den Aufbau eines neuen Untertagelaboratoriums mit extrem niedrigem Strahlungspegel als geeignet. Im Frühjahr 2012 startete der Bau des neuen UDO-Labors auf der 430-Meter-Sohle im Salzbergwerk Braunschweig-Lüneburg der European Salt Company (Esco) in Grasleben nahe Helmstedt. Die PTB weihte das fast fertige Labor im September 2012 durch einen internationalen Messvergleich ein. Seit Beginn 2013 steht es nun für den Routineeinsatz bereit.
Die Möglichkeiten zur Untersuchung und Kalibrierung von Dosimetern bei niedrigen Dosisleistungen sind damit längerfristig wieder hergestellt. Den erforderlichen Stelleneinsparungen in der PTB in den letzten Jahren geschuldet, ist ein Wiederaufbau der hochempfindlichen Aktivitätsmesssysteme im UDO-II dagegen nicht vorgesehen.
PTB / AH