14.11.2003

Unis nur für Amis?

Die USA weisen zunehmend ausländische Physikstudierende ab (aus: "Physik in unserer Zeit").

Unis nur für Amis?

Die USA weisen zunehmend ausländische Physikstudierende ab (aus: "Physik in unserer Zeit").

In keinem anderen Land der Erde ist der Anteil ausländischer Studenten im Fach Physik größer als in den USA. Nach den Terroranschlägen vom 11. September werden jedoch zunehmend ausländische Studenten, insbesondere aus China und dem mittleren Osten, abgewiesen –zum Leidwesen der Studenten und der Universitäten.

In den vergangenen 30 Jahren ist der Anteil ausländischer Studenten an amerikanischen Universitäten im Bereich Physik von 20 auf über 50 Prozent gestiegen. Vor fünf Jahren waren erstmals mehr Ausländer als Amerikaner eingeschrieben, wie das Statistikzentrum des American Institute of Physics (AIP) ermittelte. Dieser Trend setzte sich zeitversetzt in den Zahlen der Promotionen (PhD) fort. Für die Vielzahl amerikanische Forschungserfolge sind daher in großem Maße Ausländer verantwortlich.

Dieser Aufwärtstrend hat sich nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wegen verschärfter Visa-Bestimmungen umgekehrt. In diesem Jahr wird voraussichtlich die Anzahl ausländischer Studenten auf den Stand von 1997 zurückgehen. Dieses politische Vorgehen hat sowohl auf die betroffenen Universitäten als auch auf die Studenten negative Auswirkungen.

Die Probleme ergeben sich auch durch die Praxis, dass jedes Physikdepartment zunächst eigenständig über Bewerbungen aus dem Ausland entscheidet. Erst nachdem es einem Studenten zugesagt hat, entscheidet die amerikanische Botschaft über den Visum-Antrag. Etwa 20 % aller bewilligten Studenten werden im ersten Verfahren von den Botschaften abgelehnt. Das größte Problem besteht nach einer Umfrage des AIP darin, dass die Fachbereiche nicht zuverlässig planen können und nicht mehr über genügend Lehr- und Laborassistenten verfügen. Das sind Stellen, die typischerweise von den Studenten besetzt werden. Aus diesem Grunde mussten an einigen Universitäten sogar Kurse gestrichen werden.

Darüber hinaus müssen Angestellte der Fachbereiche und der Verwaltung häufig wesentlich mehr Zeit aufwenden, um bei der Botschaft zu intervenieren und Studenten doch ins Land zu holen. Viele Departments berichten zudem von Fällen, in denen ausländische Studenten, die zum Teil bereits seit Jahren in den USA lebten, nach Auslandsreisen zu Konferenzen oder in die Heimat nicht mehr zurückkehren durften. Die Folge: Forschungsarbeiten konnten nicht fortgesetzt werden und der Student blieb ohne Abschluss. „In den schlimmsten Fällen führte dies zu gescheiterten Karrieren und Jahren an verschwendetem Aufwand für alle Betroffenen“, urteilt das AIP in seinem Bericht.

Betroffen von den rigoroseren Visa-Bestimmungen waren vor allem Chinesen und Studenten aus dem nahen Osten, insbesondere Iran. Interessanterweise ist es jedoch unerheblich, ob ein Student in einem Bereich arbeiten möchte, der sicherheitsrelevant sein könnte oder nicht.

Thomas Bührke, Physik in unserer Zeit

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