UV-C-Strahlung vernichtet Corona-Partikel in der Luft
Bereits geringe UV-C Dosen sind ausreichend, um über 99,9 Prozent der infektiösen Viruspartikel zu inaktivieren.
Neben direktem Kontakt und Tröpfchen sind Aerosole der Hauptübertragungsweg des Corona-Virus. Um Dekontaminationen der Atemluft zu ermöglichen, bedarf es daher einem Wirksamkeitsnachweis bereits eingesetzter Methoden. UV-C-Desinfektion wird seit Jahrzehnten zur Inaktivierung verschiedener infektiöser Erreger in kontaminierten Flüssigkeiten genutzt. Ob das Verfahren auch zur Inaktivierung von SARS-CoV-2-haltigen Aerosolen beitragen kann und wie hoch die notwendige UV-C-Dosis sein muss, konnte ein Forschungsteam der Hochschule Heilbronn und des Uniklinikums Tübingen nun erstmals ermitteln.
Mithilfe eines im Hochsicherheitslabor der Tübinger Virologie eigens konstruierten Aerosol-Prüfstands konnte der Covid-19-Erreger unter kontrollierten Bedingungen vernebelt werden. Das Virus-Aerosol wurde einer genau definierten UV-C-Dosis ausgesetzt und Verfahren entwickelt, um die Viren aus dem Aerosol wieder abzuscheiden sowie ihre Vermehrungsfähigkeit zu testen. Dabei konnte das Forschungsteam nicht nur die sehr gute Effizienz von bereits geringen UV-C-Dosen zur Inaktivierung von Coronaviren nachweisen, sondern auch erstmals wissenschaftlich beweisen, dass UV-C-basierte Luftreiniger Coronaviren zuverlässig unschädlich machen.
„Wir waren überrascht, dass UV-C Dosen im unteren Bereich dessen, was wir im Prüfstand anwenden können, ausreichend waren, um über 99,9 Prozent der infektiösen Viruspartikel zu inaktivieren“, erläutert Natalia Ruetalo, die die Infektionsexperimente durchführte. Das ist hinsichtlich der bevorstehenden Jahres- und Erkältungszeit als auch einer etwaigen weiteren Coronawelle von besonderer Relevanz.
„Mit dem modularen Prüfstand könnten wir nun nicht nur SARS-CoV-2, sondern auch andere über Aerosole übertragene Viren analysieren sowie die Effizienz verschiedenster Inaktivierungsverfahren oder den Einfluss von Umweltfaktoren“, so Michael Schindler, der gemeinsam mit Jennifer Niessner die Studie leitete. Dem interdisziplinären Team gelang es in nur einem Jahr, diesen voll funktionsfähigen modularen Prüfstand zu konstruieren – von der Idee bis hin zum Aufbau und der Integration in die Anwendung. „Wir haben vorausschauend einen modularen Prüfstand konzipiert, der sich flexibel einsetzen und anwenden lässt und nach unserer Erkenntnis weltweit einzigartig ist“, so Niessner.
Allerdings konnte das Team trotz intensiver Anstrengungen bislang weder öffentliche noch industrielle Fördermittel zur Weiterführung ihrer Forschung akquirieren. „Anscheinend wurden in den letzten zwei Jahren so viel Fördergelder in die Coronaforschung gesteckt, dass nun auch vielversprechende und über den Kontext hinausgehende Projekte im Angesicht der vermeintlich beendeten Pandemie eingestellt werden“, so Schindler.
HS Heilbronn / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
N. Ruetalo et al.: Inactivation of aerosolized SARS-CoV-2 by 254 nm UV-C irradiation, Indoor Air, online 21. September 2022; DOI: 10.1111/ina.13115 - Technische Physik und Strömungslehre (J. Niessner), Institut für Strömung in additiv gefertigten porösen Strukturen, Hochschule Heilbronn
- Forschungssektion Molekulare Virologie, Institut für Medizinische Virologie und Epidemiologie der Viruskrankheiten, Universität Tübingen
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