Verräterische chemische Spuren
Ein Fingerabdruck verrät Tatortermittlern künftig nicht mehr nur die Identität des Täters, sondern auch, was dieser zuletzt in den Fingern hatte.
Washington (dpa) - Ein Fingerabdruck verrät Tatortermittlern künftig nicht mehr nur die Identität des Täters, sondern auch, was dieser zuletzt in den Fingern hatte. Dank eines neuartigen Analyseverfahrens lassen sich Spuren von Drogen, Sprengstoff oder auch bestimmte körpereigene Stoffwechselprodukte des Täters an dem Fingerabdruck direkt am Tatort nachweisen. Wissenschaftler um Graham Cooks von der Purdue-Universität in West Lafayette (US-Staat Indiana) stellen die von ihnen entwickelte Methode im Fachjournal «Science» vor.
Das Analyseverfahren liefert den Ermittlern ein klassisches Fingerabdruck-Bild mit den üblichen Linien und Biegungen, allerdings auf der Basis einer chemischen Analyse. Dazu wird zunächst ein spezielles Lösungsmittel auf die Oberfläche gesprüht, das die chemischen Bestandteile des Abdrucks löst. Die dabei entstehenden winzigen Tropfen mit den verräterischen Täterspuren werden anschließend sofort am Fundort in einem Massenspektrometer verdampft und so auf ihre Zusammensetzung analysiert.
Die Ergebnisse der Tropfenanalyse können die die Wissenschaftler dann anschließend Punkt für Punkt mit einer Auflösung von einem sechstel Millimeter einer Position auf der Oberfläche zuordnen. Aus diesen Daten wird dann der «chemische Fingerabdruck» erzeugt. Die Auflösung ist ausreichend hoch, um dieses Bild in einer herkömmlichen Datei mit abgespeicherten Fingerabdrücken zu vergleichen. Eine Ablösung des Fingerabdrucks von der Oberfläche ist dazu nicht nötig. Auch überlappende Fingerabdrücke lassen sich den Wissenschaftlern zufolge mit dem Verfahren einfach auseinanderhalten. Die Methode trägt den Namen Desorptions-Elektro-Spray-Ionisations-Massenspektrometrie, oder kurz DESI-MR.