16.07.2019

Vizeweltmeister in Warschau

Beim IYPT in Warschau landete das deutsche Team auf einem hervorragenden zweiten Platz und holte sich damit eine Goldmedaille.

Das diesjährige International Young Physicists‘ Tournament (IYPT) endete zwar wie gewohnt – erneut konnte das Schülerteam aus Singapur den Wettbewerb für sich entscheiden. Doch fast wäre es zu einer kleinen Sensation gekommen, denn das deutsche Team landete im Finale nur 1,2 Punkte hinter dem Dauersieger und hatte in den ersten beiden Wettbewerbsrunden sogar mehr Punkte sammeln können als das Team aus Singapur. Im Finale verwies Singapur dann aber Deutschland, die Schweiz und China auf die Plätze 2 bis 4. Aber wie beim IYPT üblich, konnten alle Finalteilnehmer mit einer Goldmedaille nach Hause fahren.

Das Besondere am IYPT sind die 17 Aufgaben, die sich zwar in wenigen Worten formulieren lassen, zur Beantwortung aber meist die Bearbeitung eines richtigen Forschungsprojekts erfordern. Dazu gehören das Studium der Fachliteratur, der Aufbau und die Durchführung eines Experiments und die theoretische Modellierung. In diesem Jahr bestanden die Aufgaben beispielsweise darin, die Schwingung einer Stimmgabel in schwachem Kontakt mit einem Blatt Papier zu untersuchen oder die Veränderung der Schalleigenschaften in einer Flasche, die nach und nach mit einer Flüssigkeit gefüllt wird. Eine andere Aufgabe bestand darin, den thermischen Linseneffekt zu analysieren, der entsteht, wenn ein Laserstrahl eine dünne Schicht Sojasauce passiert.

Ungewöhnlich ist auch das Reglement des Wettbewerbs: Jeweils drei der fünfköpfigen Teams treten gegeneinander mit unterschiedlichen Rollen an. Das „Reporter-Team“ präsentiert seine Lösung, das „Opponent-Team“ sucht darin nach Schwachstellen, und das „Reviewer-Team“ bewertet beide. Im Rahmen eines „Fights“, der drei Stunden dauert, nimmt jedes Team jede Rolle einmal ein und erhält dafür Punkte von einer Fachjury. Siegreich ist am Ende das Team, das nicht nur eine überzeugende Lösung präsentiert, sondern diese in einem rhetorischen Wettstreit auf Englisch überzeugend verteidigen kann.

Das deutsche IYPT-Team bestehend aus Fabian Henn, Frederik Gareis, Saskia...
Das deutsche IYPT-Team bestehend aus Fabian Henn, Frederik Gareis, Saskia Drechsel, Berin Becic und Fabio Briem (von links) schnitt in Warschau hervorragend ab. (Foto: DPG/Wechsler 2019 )

Für das deutsche Team hatten sich in diesem Jahr beim German Young Physicists‘ Tournament (GYPT) und einem anschließenden dreitägigen Auswahl-Workshop in Ulm vier Schüler und eine Schülerin qualifiziert: Saskia Drechsel vom Glückauf-Gymnasium in Dippoldiswalde, Frederik Gareis und Berin Becic vom Frankenwald-Gymnasium in Kronach sowie Fabian Henn und Fabio Briem vom Robert-Bosch-Gymnasium in Langenau. Mit 17 und 18 Jahren sind alle noch sehr jung, Saskia Drechsel und Frederik Gareis, der in diesem Jahr als Teamkapitän auftrat, waren allerdings schon beim letztjährigen IYPT dabei.  

Beim Wettbewerb in Warschau überzeugte das deutsche Team vom ersten Wettkampftag an mit einer sehr starken Leistung. In der Vorrunde entschied das Team sämtliche Fights für sich und sammelte an den ersten beiden Wettkampftagen mehr Punkte als alle anderen Teilnehmer. Erst am dritten Tag konnte das Team aus Singapur mit leichtem Vorsprung am deutschen Team vorbeiziehen. Dennoch war Deutschland über die hervorragende Platzierung in den Vorkämpfen die Finalteilnahme sicher. Aufgrund des sensationellen Starts in das Turnier schien die Sensation möglich, aber Singapur wurde dann doch seiner Favoritenrolle gerecht und gewann das IYPT erneut, knapp dahinter landeten das deutsche und das Schweizer Team, China mit mehr als drei Punkten Abstand zum Drittplatzierten auf Platz 4.

Das diesjährige IYPT hat gezeigt, dass Singapur zu schlagen ist – das lässt die Spannung für das 33. IYPT steigen, das im nächsten Sommer in Rumänien stattfinden wird. Am Sonntag wurden bereits die Aufgaben für den nächsten Wettbewerb veröffentlicht.

Maike Pfalz

 

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