Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) schlägt in ihrem jährlichen Gutachten, das sie kurz nach der Wahl zum Deutschen Bundestag noch an die alte Regierung übergeben hat, Alarm. Die wirtschaftliche Entwicklung sei besorgniserregend und die Ursache der akuten konjunkturellen Schwäche liege in einer tiefgreifenden strukturellen Schwäche. Um dem entgegenzuwirken, dürfe sich die künftige Bundesregierung nicht auf Konjunkturprogramme herkömmlicher Art verlassen, sondern müsse den Strukturwandel bei Digitalisierung und Dekarbonisierung für einen Neuaufbruch nutzen.

Die sechsköpfige Expertenkommission legt seit 2008 jährlich ein Gutachten vor, das den Stand von Forschung und Innovation in Deutschland sowie die technologische Leistungsfähigkeit des Landes beurteilt. Neben einer Beschreibung der aktuellen Situation enthält das Gutachten Handlungsempfehlungen für die Politik und widmet sich in der Regel einem Schwerpunktthema. In diesem Jahr geht es dabei um Innovationen in der Wasserwirtschaft.
Obwohl Deutschland wasserreich sei, komme es aufgrund des Klimawandels künftig häufiger regional und saisonal zu Wasserknappheit und damit einhergehend zu Nutzungskonflikten zwischen Industrie, Landwirtschaft und Privathaushalten. Um dafür Lösungen zu finden, gelte es, die in der Nationalen Wasserstrategie vorgesehenen Reallabore zügig einzurichten und innovative Konzepte zu erproben. Für ein nachhaltiges Wassermanagement brauche es ein umfassendes und transparentes Wasserregister in digitaler Form. Aus der momentan starken Position heraus solle die künftige Bundesregierung Hemmnisse für eine nachhaltige Wasserwirtschaft abbauen, darunter die hohe Risikoaversion.
So gelte es, den doppelten Strukturwandel aktiv zu begleiten, den die Digitalisierung und Dekarbonisierung der Wirtschaft verursachen. Dazu gehörten die Weiterbildung der Beschäftigten auch über Branchen hinweg und das Schaffen neuer Beschäftigungsfelder. Für eine zukunftsorientierte Infrastruktur sei der Ausbau des Glasfasernetzes zentral; als klimapolitische Maßnahme sei eine über alle Sektoren einheitliche Bepreisung von Kohlendioxid-Emissionen anzustreben.
Als Pfund, mit dem es zu wuchern gelte, sieht die Expertenkommission die starke Ausgangsposition Deutschlands bei den Quantentechnologien an. Um hier langfristig technologisch souverän zu bleiben, müsse eine nationale Quantenstrategie dem im nächsten Jahr auslaufenden Handlungskonzept nachfolgen. Um auch überregional einen niedrigschwelligen Zugang zur Forschungs- und Recheninfrastruktur zu ermöglichen, brauche es Anreize, damit sich alle Beteiligten vernetzten.
Auch wenn das Gutachten viele Baustellen aufzeigt, könnten gezielte und schnelle Maßnahmen immer noch helfen, mithilfe von Forschung und Innovation den Weg aus der wirtschaftlichen Rezession zu finden und auch zu beschreiten.
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