07.04.2016

Vom CERN an die Spitze der DPG

Am 5. April fand in Berlin die Amtsübergabe des DPG-Präsidenten statt.

Albert Einstein, Max Planck oder Paul Drude sind nur drei der exklusiven Namen auf einer Liste von rund 60 Persönlichkeiten, die als Präsidenten bzw. Vorsitzende die Geschicke der Deutschen Physikalischen Gesellschaft gelenkt haben. Am 5. April kam nun mit dem ehemaligen CERN-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer ein Name hinzu: In einer Feierstunde im Berliner Magnus-Haus übernahm er knapp eineinhalb Jahre nach seiner Wahl das Amt des DPG-Präsidenten von seinem Vorgänger Edward Krubasik, der nun turnusgemäß zwei Jahre lang Vizepräsident der DPG sein wird.

In seiner Antrittsrede bezeichnete es Rolf-Dieter Heuer als große Ehre, diese weltweit einzigartige Gesellschaft leiten zu dürfen. Für seine zweijährige Amtszeit hat er sich insbesondere vorgenommen, für die Bedeutung der Physik für die Gesellschaft zu werben, physikalischen Sachverstand zur Verfügung zu stellen und mit seiner Faszination für das Fach anzustecken. „Die Faszination für Physik müssen wir früh wecken“, betonte er. Dies müsse bei Kindern und Jugendlichen ansetzen und sollte sich auf die breite Öffentlichkeit erstrecken – inklusive Politik und Medien.

Als wichtige Bereiche nannte er daher Öffentlichkeitsarbeit und Schule. „Lehrern kommt eine Schlüsselrolle zu, denn motivierte und motivierende, gut ausgebildete Lehrer reißen auch die Schüler mit“, ist Rolf-Dieter Heuer überzeugt. Hier sieht er die DPG in der Pflicht, weitere Initiativen für die Lehrer zu entwickeln wie die Lehrergespräche oder die kostenlosen Lehrertage auf den DPG-Frühjahrstagungen. Zudem will der neue DPG-Präsident den Kontakt zur Kultusministerkonferenz weiter ausbauen, um für die neue DPG-Schulstudie zu werben und darauf aufbauend Veränderungen der Lehrpläne anzustoßen.

Rolf-Dieter Heuer (rechts) mit seinem Amtsvorgänger Edward Krubasik (links) und der scheidenden Vizepräsidentin Johanna Stachel (Foto: DPG / P. Chiussi)

Einen weiteren Schwerpunkt sieht Heuer in der Politikberatung: Hier möchte er Kontakte, insbesondere in Deutschland, intensivieren. Die DPG habe hier einen großen Vorteil: „Die DPG ist keine Lobbyorganisation. Wir können daher und sollen beratend tätig sein“, sagte Heuer. Sehr wichtig ist ihm zudem die enge Zusammenarbeit mit den anderen Fachgesellschaften national wie international. In Deutschland will er die Kooperation in den Natur­wissen­schaften stärken, um insbesondere im Ausbildungsbereich mit einer Stimme zu sprechen. In Europa komme der European Physical Society eine wichtige Rolle zu, mit der Heuer einen engeren Schulterschluss eingehen möchte.

Rolf-Dieter Heuer (Jahrgang 1948) studierte Physik an der Universität Stuttgart und promovierte 1977 in Heidelberg. Als Nachwuchswissenschaftler arbeitete er in den folgenden Jahren beim JADE-Experiment am Elektron-Positron-Speicherring PETRA bei DESY. 1984 wechselte Heuer von Heidelberg zum CERN, wo er für OPAL arbeitete – eines der vier großen Experimente am Large Electron-Positron Collider. Von 1994 bis 1998 war er Leiter der OPAL-Kollaboration. Im Jahr 1998 folgte Heuer dem Ruf auf eine C4-Professur an die Universität Hamburg. Von Dezember 2004 bis Dezember 2008 war Heuer Forschungsdirektor für die Teilchen- und Astroteilchenphysik bei DESY. Von 2009 bis 2015 war er Generaldirektor am CERN.

Maike Pfalz

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