Wie Bose-Einstein-Kondensate Shapiro-Stufen nachbilden
Forschende der RPTU Kaiserslautern-Landau haben eine Quantensimulation des Josephson-Effekts umgesetzt.
Zwei Supraleiter, getrennt durch eine hauchdünne Isolationsschicht – so schlicht sieht ein Josephson-Kontakt aus. Doch trotz der simplen Struktur birgt er einen quantenmechanischen Effekt, der heute zu den wichtigsten Werkzeugen moderner Technologie zählt: Josephson-Kontakte bilden unter anderem das Herzstück vieler Quantencomputer oder ermöglichen hochpräzise Messungen – wie etwa die Messung sehr schwacher Magnetfelder. Dies wird unter anderem bei der Magnetenzephalographie (MEG) genutzt.

Prozesse, die in einem Josephson-Kontakt ablaufen, spielen sich auf der Ebene einzelner Quanten ab und sind im Supraleiter nur schwer direkt zu beobachten. Um die mikroskopischen Vorgänge dennoch experimentell zugänglich zu machen, greifen Forschende zu einem Trick – der Quantensimulation. Verallgemeinernd gesagt, wird dabei ein komplexes Quantensystem auf ein anderes, besser beobachtbares System übertragen. So lassen sich Effekte untersuchen, die in ihrem herkömmlichen Umfeld kaum zugänglich sind.
An der RPTU Kaiserslautern-Landau hat ein experimentelles Forschungsteam um Herwig Ott dieses Prinzip nun auf den Josephson-Effekt angewendet. Statt Supraleiter nutzten sie ein Bose-Einstein-Kondensat. Zwei solcher BECs haben die Forschenden durch eine sehr dünne optische Barriere getrennt, die mit einem fokussierten Laserstrahl erzeugt und periodisch bewegt wurde. Auf diese Weise simulierten die Forschenden, was in einem supraleitenden Josephson-Kontakt unter Mikrowellenbestrahlung geschieht. Die Mikrowellenstrahlung dient dazu, zusätzlich einen Wechselstrom durch den Josephson-Kontakt zu erzeugen.
Das Resultat der Quantensimulation war eindrucksvoll: In dem atomaren System traten die charakteristischen Shapiro-Stufen auf – quantisierte Spannungsplateaus, die zur Eichung der elektrischen Spannung dienen. Sie hängen nur von Naturkonstanten und der Frequenz der Modulation ab und bilden die Grundlage, mit der weltweit das Spannungsnormal für das „Volt“ realisiert wird. „In unserem Experiment konnten wir erstmals die dabei entstehenden Anregungen sichtbar machen. Dass sich dieser Effekt nun in einem völlig anderen physikalischen System – einem Ensemble ultrakalter Atome – zeigt, bestätigt, dass Shapiro-Stufen ein universelles Phänomen sind“, konstatiert Ott.
Die Untersuchung wurde gemeinsam mit den Theoriegruppen von Ludwig Mathey von der Universität Hamburg und Luigi Amico vom Technology Innovation Institute in Abu Dhabi durchgeführt. Die Arbeit liefere ein Lehrbeispiel für Quantensimulation, fasst Ott die Ergebnisse weiter zusammen: „Ein quantenmechanischer Effekt aus der Festkörperphysik wird in ein völlig anderes System übertragen – und doch bleibt seine Essenz dieselbe. So werden Brücken gebaut zwischen den Quantenwelten der Elektronen und Atome.“
In Zukunft wollen Ott und sein Team mehrere solcher „Bauelemente“ miteinander verbinden, „um richtige Schaltkreise für Atome zu bauen“. Anstelle von Elektronen würden dann Atome durch den Schaltkreis fließen – ein Arbeitsgebiet, das sich „Atomtronics“ nennt. „Solche Schaltkreise sind besonders gut geeignet, um kohärente Effekte, also wellenartige Effekte, zu beobachten“, sagt Erik Bernhart, der als Doktorand die Experimente durchgeführt hat. Außerdem könne man in atomaren Schaltkreisen die Bewegung der Atome direkt „sehen“, was bei Elektronen im Festkörper sehr viel schwieriger ist. „Daneben wollen wir weitere fundamentale Bauelemente, die aus der Elektronik bekannt sind, für unsere Atome nachbauen und auf mikroskopischer Ebene genau verstehen.“ [RPTU / dre]
Weitere Informationen
- Originalpublikation
E. Bernhart, M. Röhrle, V. P. Singh, L. Mathey, L. Amico, and H. Ott, Observation of Shapiro steps in an ultracold atomic Josephson junction, Science 390(6778), 1130–1133, 11. Dezember 2025; DOI: 10.1126/science.ads9061 - Ultrakalte Quantengase und Quantenatomoptik (Herwig Ott), Fachbereich Physik, RPTU, Kaiserslautern
- Ultracold atoms and solid state systems (AG Mathey), Institut für Quantenphysik, Universität Hamburg
- Luigi Amico, Director, Quantum Research Center, Technology Innovation Institute (TII), Abu Dhabi














