18.12.2025 • Quantenphysik

Wie Bose-Einstein-Kondensate Shapiro-Stufen nachbilden

Forschende der RPTU Kaiserslautern-Landau haben eine Quantensimulation des Josephson-Effekts umgesetzt.

Zwei Supraleiter, getrennt durch eine hauch­dünne Isolations­schicht – so schlicht sieht ein Josephson-Kontakt aus. Doch trotz der simplen Struktur birgt er einen quanten­mechani­schen Effekt, der heute zu den wich­tigsten Werk­zeugen moderner Techno­logie zählt: Josephson-Kontakte bilden unter anderem das Herz­stück vieler Quanten­computer oder ermöglichen hoch­präzise Messungen – wie etwa die Messung sehr schwacher Magnet­felder. Dies wird unter anderem bei der Magnet­enzephalo­graphie (MEG) genutzt.

Das Experiment findet in einer Vakuumkammer statt, in der ultrakalte Atomwolken...
Das Experiment von Herwig Ott (l.) und Erik Bernhart findet in einer Vakuumkammer statt, in der ultrakalte Atomwolken mit einer Temperatur von 30 nK mittels Laserkühlung erzeugt werden.
Quelle: RPTU, Thomas Koziel

Prozesse, die in einem Josephson-Kontakt ablaufen, spielen sich auf der Ebene einzelner Quanten ab und sind im Supra­leiter nur schwer direkt zu beobachten. Um die mikro­skopischen Vorgänge dennoch experi­mentell zugänglich zu machen, greifen Forschende zu einem Trick – der Quanten­simulation. Verall­gemeinernd gesagt, wird dabei ein komplexes Quanten­system auf ein anderes, besser beobacht­bares System über­tragen. So lassen sich Effekte unter­suchen, die in ihrem herkömm­lichen Umfeld kaum zugänglich sind.

An der RPTU Kaiserslautern-Landau hat ein experi­mentelles Forschungs­team um Herwig Ott dieses Prinzip nun auf den Josephson-Effekt angewendet. Statt Supra­leiter nutzten sie ein Bose-Einstein-Konden­sat. Zwei solcher BECs haben die For­schenden durch eine sehr dünne optische Barriere getrennt, die mit einem fokus­sierten Laser­strahl erzeugt und perio­disch bewegt wurde. Auf diese Weise simu­lierten die Forschenden, was in einem supra­leitenden Josephson-Kontakt unter Mikro­wellen­bestrah­lung geschieht. Die Mikro­wellen­strahlung dient dazu, zusätz­lich einen Wechsel­strom durch den Josephson-Kontakt zu erzeugen.

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Das Resultat der Quanten­simulation war eindrucksvoll: In dem atomaren System traten die charakte­risti­schen Shapiro-Stufen auf – quanti­sierte Spannungs­plateaus, die zur Eichung der elek­trischen Span­nung dienen. Sie hängen nur von Natur­konstanten und der Frequenz der Modu­lation ab und bilden die Grund­lage, mit der welt­weit das Spannungs­normal für das „Volt“ reali­siert wird. „In unserem Experi­ment konnten wir erstmals die dabei entste­henden Anre­gungen sicht­bar machen. Dass sich dieser Effekt nun in einem völlig anderen physika­lischen System – einem Ensem­ble ultra­kalter Atome – zeigt, bestätigt, dass Shapiro-Stufen ein univer­selles Phäno­men sind“, konsta­tiert Ott.

Die Untersuchung wurde gemeinsam mit den Theorie­gruppen von Ludwig Mathey von der Univer­sität Hamburg und Luigi Amico vom Techno­logy Inno­vation Institute in Abu Dhabi durchge­führt. Die Arbeit liefere ein Lehr­beispiel für Quanten­simulation, fasst Ott die Ergeb­nisse weiter zusammen: „Ein quanten­mechanischer Effekt aus der Fest­körper­physik wird in ein völlig anderes System über­tragen – und doch bleibt seine Essenz dieselbe. So werden Brücken gebaut zwischen den Quanten­welten der Elek­tronen und Atome.“

In Zukunft wollen Ott und sein Team mehrere solcher „Bau­elemente“ mitein­ander verbinden, „um richtige Schalt­kreise für Atome zu bauen“. Anstelle von Elek­tronen würden dann Atome durch den Schalt­kreis fließen – ein Arbeits­gebiet, das sich „Atom­tronics“ nennt. „Solche Schalt­kreise sind besonders gut geeignet, um kohärente Effekte, also wellen­artige Effekte, zu beobachten“, sagt Erik Bernhart, der als Dokto­rand die Experi­mente durchge­führt hat. Außerdem könne man in atoma­ren Schalt­kreisen die Bewegung der Atome direkt „sehen“, was bei Elek­tronen im Fest­körper sehr viel schwie­riger ist. „Daneben wollen wir weitere funda­mentale Bau­elemente, die aus der Elek­tronik bekannt sind, für unsere Atome nachbauen und auf mikro­skopischer Ebene genau verstehen.“ [RPTU / dre]

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