Eine der mittlerweile über 3600 Argo-Sonden wird im Meer ausgesetzt, um dort autonom Messungen durchzuführen. (Bild: CSIRO, vgl. S. 35 )
Physik Journal 6 / 2014
Meinung
Inhaltsverzeichnis
Aktuell
USA
Rüstungsforschung schrumpft / Prekäre Lehre / Innovative Beschleuniger / Hochschulphysik im Überblick
Leserbriefe
Falsche Kostenrechnung
Zu: „Perspektiven der Photovoltaik“ von Wilfried Hoffmann, Februar 2014, S. 21 und Leserbriefe, April 2014, S. 14
Komplementäres Kraftwerk
Zu: „Der Wandel der Stromnetze“ von Patrick Wittenberg, April 2014, S. 45; mit Erwiderung von P. Wittenberg
Sicherung des Waffenarsenals
Zu: „Trägheitsfusion – Durchbruch oder Werbegag“ von Markus Roth, April 2014, S. 18; mit Erwiderung von M. Roth
High-Tech
Im Brennpunkt
Monsterwellen aus der Unordnung
Erstmals ist es gelungen, Monsterwellen mithilfe nichtlinearer Fokussierung und durch Ausnutzung von Zeitinversion zu erzeugen.
Licht und Schall im künstlichen Kristall
Zweidimensionale „optomechanische Kristalle“ versprechen neue Möglichkeiten für die Kopplung elektromagnetischer und mechanischer Schwingungen.
Forum
Brücke zum Weltraum
Im Februar fand in Bordeaux die 24. DLR-Parabelflugkampagne statt – und das Physik Journal war mit an Bord.
Als wäre die ganze Angelegenheit nicht schon aufregend genug, darf ich den Start des Airbus A300 „Zero G“ im Cockpit miterleben. Auf dem Klappsitz links Platz zu nehmen, ist Millimeterarbeit, denn im Cockpit des betagten Airbus sitzen bereits vier Crew-Mitglieder: Pilot, Kopilot und zwei Bordingenieure. Pünktlich um 9:30 Uhr biegen wir auf die Startbahn ein, kurz darauf gibt Pilot Bordenave Gas. Bereits nach einem Drittel der Startbahn zieht er die Nase des A300 nach oben. Das vergleichsweise geringe Gewicht zahlt sich aus; neben der Besatzung sind nur vierzig Passagiere an Bord. Ich schaue aus dem Seitenfenster, wir gewinnen rasch an Höhe. Es geht Richtung Korsika. Bis zur ersten Parabel dauert es noch eine halbe Stunde, und während ich die Ruhe des Flugs genieße, versuche ich, mir die Vorbereitung und die Anweisungen des Novespace- und DLR-Personals noch einmal in Erinnerung zu rufen.
Zwei Tage zuvor war ich in Bordeaux eingetroffen, eine Woche nach den Experimentatoren und ihrem Equipment. Nach dem Einchecken am „Novespace-Schalter“ erhielten wir Medienvertreter zunächst ein ausführliches Briefing. Ulrike Friedrich, Projektmanagerin für die DLR-Parabelflugkampagnen, erläuterte uns die Vor- und Nachteile der verschiedenen Forschungsmöglichkeiten in der Schwerelosigkeit, mit den verschiedenen Zeitskalen und Güten bei der Konstanz der Mikrogravitation. Novespace garantiert bei seinen Flügen eine Spanne von plusminus 0,05 g...
DPG
Wechsel und Kontinuität
Am 11. April fand in Berlin die Amtsübergabe des DPG-Präsidenten statt.
Überblick
Treibgut für die Meeresforschung
Über 3600 selbstständig operierende Messsonden des Argo-Projekts sind in allen Weltmeeren unterwegs und liefern laufend Daten für die Ozean- und Klimaforschung.
Alle bisherigen Daten zeigen, dass sich die oberen 1500 Meter des Ozeans, global gemittelt, relativ gleichmäßig erwärmt haben. Im Vergleich dazu sind die global gemittelten Lufttemperaturen in den letzten zehn Jahren nur leicht gestiegen. Lässt sich die „Erwärmungspause“ der Luft als Hinweis für eine Pause in der globalen Erwärmung interpretieren? Mehr als 90 Prozent der durch den Klimawandel bedingten Erhöhung der Wärmeenergie der Erde findet im Ozean statt. Um also zu beurteilen, ob der Klimawandel fortschreitet, muss man die Temperaturveränderung des Ozeans global erfassen. Dies ist ein zentrales Ziel des Roboternetzwerks Argo.
Der Ozean beherbergt das größte zusammenhängende Ökosystem der Erde und ist die Geburtsstätte des Lebens. Gleichzeitig ist er ein wichtiger Rohstofflieferant – reich an nachwachsender Nahrung, die jedoch infolge menschlicher Aktivitäten wie zunehmender Überfischung oder Meeresverschmutzung gefährdet ist. Er bedeckt rund 70 Prozent der Erdoberfläche und spielt für das Klima auf der Erde eine große Rolle. Doch die Bedeutung des Ozeans für den Menschen wird erst in jüngster Zeit in zunehmendem Maße wahrgenommen [1]. Um ein genaues Bild der heutigen und zukünftigen Veränderungen zu zeichnen, brauchen wir viel mehr und genauere Informationen und Daten aus allen Bereichen des Ozeans.
Der menschliche Einfluss verändert die Strahlungsbilanz der Atmosphäre durch den Eintrag von Kohlendioxid (CO2), Methan und ähnlichen Gasen in die Atmosphäre. Die dadurch zunehmende infrarote Rückstrahlung erwärmt die oberen Wasserschichten. Turbulente Vermischung und die Meeresströmungen verteilen das warme Wasser ungleichmäßig über den Ozean. Die Erwärmung des Meereswassers verändert den Lebensraum Ozean und beeinflusst seine Lebewesen – das Phytoplankton-Vorkommen ändert sich, Fischschwärme wandern in kühlere Regionen aus, und Korallenriffe leiden unter Hitzestress. Warmes Wasser kann zudem weniger Gase aus der Atmosphäre aufnehmen, insbesondere Kohlendioxid und Sauerstoff. In der Folge wachsen sauerstoffarme Zonen im Ozean und verdrängen etwa große Fische. Langfristig verschärft sich auch das Klimaproblem: Ein wärmerer Ozean nimmt weniger als die bisherigen rund 30 Prozent des durch menschliches Handeln zusätzlich ausgestoßenen Treibhausgases CO2 aus der Atmosphäre auf – bedingt durch die geringere Löslichkeit und die zu erwartende Veränderung der Tiefenzirkulation. Zudem steigt der Meeresspiegel an. Dieser Effekt wird ungefähr die Hälfte des vom Weltklimarat IPCC erwarteten globalen Meeresspiegelanstiegs von 80 Zentimeter bis zum Jahr 2100 ausmachen. Eine große Zahl von Megastädten mit über 10 Millionen Einwohnern liegt heute in Küstenregionen; sie werden aktiv auf den Anstieg des Meeresspiegels reagieren müssen. Tropische Koralleninseln und Länder wie Holland, Dänemark oder Norddeutschland machen sich Sorgen um den Küstenschutz.
Magnetische Monopole in Spineis
Quasiteilchen in Festkörpern können isolierte magnetische Ladungen tragen.
Jeder Festkörper ist ein kleines Universum für sich: Aufgrund von Wechselwirkungen zwischen seinen Bausteinen lassen sich grundlegend neue kollektive Phänomene beobachten. So können selbst elementare Teilchen wie das Elektron in zwei Teile zerfallen und sogar neue Quasiteilchen entstehen, die gar kein Pendant in der Elementarteilchenphysik haben. Ein Beispiel für solch ein Mini-Universum ist ein magnetisches Material namens Spineis, in dem sich magnetische Nord- und Sudpole beliebig weit voneinander entfernen können und dann als magnetische Monopole auftreten.
Die Ladung eines Elektrons ist quantisiert, und zwar in Einheiten von e = –1,6 × 10–19 C. Und da das Elektron als Elementarteilchen unteilbar ist, kann es in Elektronensystemen auch keine Teilchen geben, deren Ladung nur ein Bruchteil von e beträgt − das sagt einem der gesunde Menschenverstand. Ebenso wissen wir, dass jeder Magnet, unabhängig von seiner Größe − vom Stabmagneten bis zum magnetischen Moment des Elektrons − über einen Nord- und einen Südpol verfügt und es folglich keine magnetischen Monopole, also isolierte magnetische Nord- und Südpole, geben kann: Alle Magnete sind Dipole. Diese Aussage hat bisher alle experimentellen Tests bestanden. So ist die lange Suche nach elementaren magnetischen Monopolen − dem magnetisch geladenen Pendant des Elektrons, dessen Existenz schon Dirac postuliert hat [1] − bis heute ergebnislos verlaufen.
Nun ist es mit dem gesunden Menschenverstand so eine Sache. Die obigen scheinbar offensichtlichen Aussagen sind so nicht richtig. Vielmehr existieren in Festkörpern Quasiteilchen mit elektrischer Ladung e/3, und in gewissen Magneten „zerbrechen“ Dipole zu frei beweglichen magnetischen Monopolen. Diese unerwarteten Phänomene, bei denen scheinbar unzertrennliche Freiheitsgrade zerbrechen, sind unter dem Begriff der Fraktionierung zusammengefasst und sollen im Folgenden erläutert werden. Dabei zeigt sich, dass man aus kontraintuitiven Phänomenen wie der Fraktionierung einige allgemeine Lehren über die Eigenschaften von Vielteilchensystemen ziehen kann.
Die Entdeckung leitfähiger Polymere im Jahr 1976 durch Alan Heeger, Alan G. MacDiarmid, Hideki Shirakawa [2] war in vielerlei Hinsicht bahnbrechend − nicht zuletzt, weil sie den Grundstein für die organische Elektronik legte. Sie zeigten, dass Polyacetylen (Abb. 1, unten) − die Polymerkette (CH)n − durch Dotierung elektrisch leitend wird. Bei der genauen Untersuchung der elektronischen Eigenschaften solcher Ketten tauchten Anregungen mit völlig unerwarteten Quantenzahlen auf: So konnte ein Elektron in zwei Teile zerbrechen bzw. es trennten sich magnetische und elektrische Aspekte eines Elektrons voneinander [3].
In zweidimensionalen Elektronengasen gelang wenige Jahre später die Entdeckung des fraktionellen Quanten-Hall-Effekts, aus dessen theoretischer Erklärung die Existenz von Quasiteilchen mit gebrochenzahliger Ladung folgte − Robert Laughlin hatte die oben erwähnten Quasiteilchen mit Ladung e/3 vorhergesagt, die seither mit seinem Namen verbunden sind [4]. Inzwischen sind viele theoretische Modelle bekannt, in denen verschiedene, teils recht exotische Formen von Fraktionierung auftreten. Die Schwierigkeit besteht nun darin, entsprechende experimentelle Systeme zu finden. Die hier diskutierten magnetischen Monopole sind das erste Beispiel von Fraktionierung in einem dreidimensionalen Magneten [5]...
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Quantum contextuality, non-locality, and the foundations of quantum mechanics
554. WE-Heraeus-Seminar
„Ein tolles Seminar mit spannenden Vorträgen“
54. Wochenendseminar „PhysikerInnen im Beruf“