Der 3D-Druck des Wall Street-Bullen ist knapp vier Millimeter lang und steht auf einer 1 Cent-Münze. (vgl. S. 26, Quelle: STL Author: Dreyfusduke / CC BY-SA 3.0)
Physik Journal 7 / 2018
Meinung
Inhaltsverzeichnis
Aktuell
USA
Widersprüchliches zum Klimawande/Kooperierende Riesenteleskope/Nationale Quanteninitiative
High-Tech
Im Brennpunkt
Wind in den Dünen
Mit einem Modell, das unterschiedlich große Sandkörner berücksichtigt, lässt sich erklären, wie Zwergdünen entstehen.
Der Golfstrom schwächelt
Neue Rekonstruktionen und Analysemethoden zeigen, dass der Golfstrom schwächer ist als je zuvor in den letzten 1500 Jahren.
Vereint verschränken, getrennt messen
In drei unabhängigen Experimenten gelang es, die Vielteilchenverschränkung in Bose-Einstein-Kondensaten nachzuweisen.
Forum
„Wir sind ins kalte Wasser gesprungen.“
Interview mit Martin Wegener, Jens Fahrenberg und Martin Hermatschweiler, den Vertretern der Preisträger des DPG-Technologietransferpreises 2017/2018
Das Institut für Nanotechnologie (INT) und das Innovations- und Relationsmanagement (IRM) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) erhielten in diesem Jahr zusammen mit der Nanoscribe GmbH den Technologietransferpreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.1) 2016 erstmals verliehen, würdigt der Preis eine erfolgreiche Ausgründung der letzten Jahre, die ihre Produkte dauerhaft am Markt platzieren konnte – und ehrt auch das ideengebende Institut sowie die Beratungsstelle für den Transfer.
Welche Produkte bietet die Nanoscribe GmbH an?
Martin Hermatschweiler: Wir stellen 3D-Drucker her, die dreidimensionale Strukturen erzeugen – ab etwa 100 nm Größe bis hin zu Volumen im Kubikmillimeter- und Flächen im Quadratzentimeterbereich. Und das bei höchster Auflösung. Basis dafür sind die Laserlithographie sowie speziell entwickelte Fotolacke.
Martin Wegener: Physikalisch steckt die Zwei-Photonen-Absorption dahinter, die schon Maria Goeppert-Mayer in ihrer Doktorarbeit untersucht hat. In meiner Arbeitsgruppe haben wir die Technik ursprünglich entwickelt, um photonische Kristalle herzustellen. Das waren große unhandliche Aufbauten im Labor…
Hermatschweiler: … nicht zu vergleichen mit den Geräten, die wir heute vertreiben.
Wie kamen Sie auf die Idee, dass sich dahinter ein Produkt verstecken könnte?
Wegener: Ich habe 2006 den Carl-Zeiss-Forschungspreis erhalten. Danach wollte die Carl Zeiss AG meine Arbeitsgruppe irgendwie unterstützen. Aus dem Blauen heraus habe ich als konkretes Projekt vorgeschlagen, einen Prototypen für die 3D-Laserlithographie zu entwickeln und vielleicht als Produkt zu vermarkten.
Bildung - Beruf
„So ein Moment stellt das ganze Leben auf den Kopf!“
Jan Fitschen spurtete vor zwölf Jahren bei den Leichtathletik-Europameisterschaften zum Sieg auf der 10 000-Meter-Strecke – und schloss danach sein Physikstudium ab.
Der Physiker Jan Fitschen (41) studierte noch in Bochum, als er 2006 in Göteborg überraschend Europameister über 10 000 Meter wurde. Seine Erfahrungen aus Leistungssport und Studium nutzt er heute als freiberuflicher Motivations- und Laufcoach.
Können Sie sich noch an den Sieglauf in Göteborg erinnern?
Vor allem an die vielen Attacken und Tempoverschärfungen – als sich zwei Runden vor Schluss eine Lücke zu den Führenden auftat, dachte ich erst, das war‘s. Aber der Abstand blieb konstant – die waren nicht schneller als ich. Da war mir klar, wenn ich jetzt das Tempo anziehe, kann ich die Lücke schließen. Und als ehemaliger Mittelstreckler habe ich den besseren Sprint…
Wie auf der Zielgeraden...
Ja, da läuft man fast zehn Kilometer und am Ende entscheidet sich alles auf hundert Metern. So ein Rennen vergisst man nie! ...
Überblick
Neuer Schwung für Axionen
Die Suche nach den theoretisch schon lange vorhergesagten Teilchen nimmt derzeit wieder an Fahrt auf.
Das Standardmodell der Teilchenphysik und gängige kosmologische Modelle lassen wichtige fundamentale Fragen offen: Warum verhalten sich Teilchen und Antiteilchen bei der starken Wechselwirkung absolut symmetrisch? Woraus besteht Dunkle Materie? Das Axion – als neues Teilchen in verschiedenen theoretischen Szenarien konstruiert – könnte beide Fragen beantworten. Jetzt bekommt die experimentelle Jagd nach dem Axion neuen Auftrieb.
Das Standardmodell der Teilchenphysik beschreibt erfolgreich die Welt der kleinsten Teilchen und die auf sie wirkenden Kräfte. Allerdings versagt es, wenn man die Welt auf kosmologischen Skalen betrachtet: Die Dunkle Materie macht 85 Prozent der Materie unseres Universums aus. Eine Vielzahl von Erweiterungen des Standardmodells sagt Kandidaten für die Dunkle Materie in Form neuartiger Elementarteilchen vorher. Zwei dieser Kandidaten stechen besonders heraus, weil ihre Existenz auch andere Fragen der Teilchenphysik beantwortet und ihr direkter experimenteller Nachweis in Reichweite sein könnte [1]. Bekannt ist das Neutralino aus den supersymmetrischen Erweiterungen des Standardmodells, die auch das Hierarchieproblem lösen könnten, also die Frage, warum sich Higgs- und Planck-Masse so sehr unterscheiden. Weniger bekannt ist das Axion. Seine Existenz wurde vorhergesagt, um das starke CP-Problem zu lösen (Infokasten), also die Frage zu klären, warum bisher für die starke Wechselwirkung keine gleichzeitige Verletzung der Ladungs- und Raumspiegelungssymmetrie nachzuweisen war – obwohl die theoretische Beschreibung dies erlaubt.
Das Standardmodell beschreibt Teilchen und Kräfte in quantisierten Feldern, die unser Universum durchziehen. Die Felder lassen sich anregen, und diese Anregungen breiten sich wie Wellen auf einer Oberfläche aus. Teilchen entsprechen den Elementaranregungen dieser Felder, während klassische Oszillationen die kohärenten Zustände vieler Teilchen sind. Die Quantenchromodynamik (QCD) erklärt die starke Wechselwirkung, die für die Kernkräfte verantwortlich ist, mit Hilfe so genannter Gluonfelder. Experimente haben die vorhergesagten Wechselwirkungen der Gluonen als Teilchenanregungen des Feldes mit den Bausteinen der Materie, den Quarks, und mit sich selbst mit großer Genauigkeit bestätigt.
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Netzwerke der Erkenntnis
Die Bioelektronik zeigt einen Weg auf, das Gehirn von neuronalen Netzwerken aus zu verstehen.
Das menschliche Gehirn ist ein Organ größter Komplexität. Trotz weitreichender Fortschritte in den Neurowissenschaften bleibt das detaillierte Verständnis der Aktivität und Interaktion dieses komplexen Systems bislang ein unerreichtes Ziel. Ein vielversprechender Versuch, die Signalprozessierung besser zu verstehen, ist die Bioelektronik, die von kleineren neuronalen Netzwerken ausgeht.
Die Funktionsweise des Gehirns zu verstehen, ist eine der größten Herausforderungen für Wissenschaft und Technik. Unser Gehirn besteht aus einem Netzwerk von etwa 100 Milliarden Nervenzellen (Neuronen), die von einer noch größeren Anzahl an Gliazellen umgeben sind – nichtneuronalen Zellen mit Isolations- und Pufferfunktion. Die Neuronen bilden untereinander Kontakte, wobei jedes Neuron bis zu 10 000 solcher Synapsen ausbilden kann. Diese Kontaktstellen sind extrem veränderbar und bilden die Basis unserer motorischen, kognitiven und emotionalen Fähigkeiten.
Die Biowissenschaften und die Medizin haben in den letzten hundert Jahren wesentlich dazu beigetragen, die biologischen Vorgänge des menschlichen Körpers zu entschlüsseln. Die stürmische Entwicklung der Neurowissenschaften in den letzten Jahrzehnten ermöglichte es, die neuronalen Informationsprozesse besser zu verstehen, vor allem die molekularen Reaktionen und Reaktionsketten in Nervenzellen, welche die Eigenschaften von Netzwerk und Nervensystem beeinflussen. Jedoch bleibt das Gehirn als Ganzes – sowohl im gesunden als auch pathologisch veränderten Zustand – weiterhin ein Rätsel und damit auch das Verständnis der Pathophysiologie vieler neurologischer und neuropsychiatrischer Erkrankungen. Für viele dieser Erkrankungen kennen wir weder Heilmittel noch wirksame Behandlungen. Mittlerweile lassen sich den verschiedenen Hirnarealen spezielle Funktionen zuordnen oder Fehlfunktionen erkennen und lokalisieren. Doch die verwendeten klinischen Methoden, darunter Elektroenzephalographie (EEG), Computertomographie oder funktionelle Magnetresonanztomographie, erlauben es in der Regel nicht, die neuronale Kommunikation mit Einzelzellauflösung zu erfassen, sondern können lediglich die Aktivität großer Zellverbände detektieren. Selbst eine Auflösung im Sub-Millimeter-Bereich erfasst immer noch die Aktivität einiger zehntausend Neuronen. Daher sind Methoden notwendig, die mit ausreichend räumlicher und zeitlicher Auflösung Signale des Gehirns erfassen, um eine Analyse der neuronalen Kommunikation sowohl auf der Ebene von einzelnen Zellen als auch auf der von Netzwerken zu ermöglichen [1]. Ferner ist für therapeutische Zwecke eine bidirektionale Kommunikation wünschenswert, d. h. über die reine Untersuchung der neuronalen Signale hinaus auch die Möglichkeit, die Netzwerkaktivität gezielt zu beeinflussen...
Lehre
Aller Anfang ist schwer
Welche Mathematikkenntnisse müssen Studienanfängerinnen und Studienanfänger in MINT-Studiengängen mitbringen?
2012 legte die Konferenz der Fachbereiche Physik Empfehlungen zum Umgang mit Mathematikkenntnissen von Studienanfängerinnen und Studienanfängern im Fach Physik vor. Damit gehörte sie zu den ersten Vertretungen der Hochschulseite, die konkret und konstruktiv auf die Problematik fehlender Mathematikkenntnisse am Studienbeginn reagierte. Auch wenn inzwischen weitere Empfehlungen und Anforderungskataloge vorliegen, fehlte bisher eine empirische Fundierung der von Hochschulseite erwarteten mathematischen Kenntnisse und Fähigkeiten zu Studienbeginn. Nun gab es dazu eine Delphi-Studie.
Mathematik spielt ohne Zweifel für die Physik, wie auch für andere MINT-Fächer, eine zentrale Rolle. Nahezu alle Hochschulen bieten mathematische Vor- oder Brückenkurse an [1], denn beim Übergang von der Schule in ein MINT-Studium berichten Hochschullehrende und Studierende nicht selten von fehlenden mathematischen Vorkenntnissen, die teilweise sogar einen Studienabbruch oder Studienfachwechsel zur Folge haben [2]. Die inhaltliche Ausrichtung der Vor- und Brückenkurse variiert jedoch teils stark, und auch wenn Anforderungskataloge von einzelnen Gruppen (z. B. cosh – cooperation schule:hochschule in Baden-Württemberg [3]; Konferenz der Fachbereiche Physik (KFP) [4]; European Society for Engineering Education SEFI [5]) einen gemeinsamen Kern erkennen lassen, sind sie nicht deckungsgleich. Beispielsweise beinhalten alle drei Kataloge mathematische Inhalte (wie das Bruchrechnen, Differenzieren oder Integrieren), anwendungsbezogene Lernvoraussetzungen (z. B. Modellieren) tauchen nur bei cosh und SEFI auf. SEFI geht außerdem auf Persönlichkeitsmerkmale ein. Ein gemeinsames Dokument, das die Erwartungen der Hochschulseite an MINT-Studienanfängerinnen und -anfänger beschreibt, lag jedoch bislang nicht vor. Offen war auch, ob es überhaupt eine gemeinsame Sicht zu den erwarteten mathematischen Lernvoraussetzungen gibt...
Streifzug
Physik im Alltag
Menschen
Bücher/Software
DPG
Die Augenfarbe der Eisbären
Anfang Mai organisierte die junge DPG ein Wochenendseminar über Umweltphysik in Bremen.
Schmetterlinge, Quantenbillards und fraktale Polymere
In Dresden wurde die Ausstellung Chaos und Fraktale eröffnet.
Niederschrift der Ordentlichen Mitgliederversammlung 2018 / Regionalverband Bayern
Tagungen
System-oriented approach to thermoelectrics: Materials – Interfaces – Devices
667. WE-Heraeus-Seminar