An Introduction to gauge theories and modern particle physics, Vol. 1 + 2
Leader, Predazzi
Von E. Leader u. E. Predazzi.
Cambridge University Press, Cambridge 1996. XXXIII + 508/ XXXI + 431 S., paperback, £ 55,-.
ISBN 0-521-57742-X
Im Jahr 1982 publizierten Elliot Leader und Enrico Predazzi ihr erstes Buch Introduction to gauge theories and the "new physics". Für ein Werk dieser Art war es mit zwei Wiederauflagen und Übersetzungen ins Russische und Polnische außerordentlich erfolgreich. Die hier jetzt als Neuerscheinung vorliegenden beiden Bände beruhen darauf, ergänzen es aber um die gesamte Entwicklung der letzen 15 Jahre. Auch hier finden wir praxisorientierte Darstellung, Betonung des Wichtigen, pädagogisches Bemühen, und man darf die Prognose wagen: Auch diese beiden Bücher werden auf der Bestseller-Liste zu finden sein.
Nach kleineren Kapiteln über Eichtheorie und spontan gebrochenen Symmetrien werden das Standardmodell im leptonischen Sektor eingeführt und Elektron-Positron-Kollisionen behandelt. Die Generalisierung zu Quarks, die semileptonischen Reaktionen und die Vektor-Resonanzen bilden den nächsten Themenblock, bevor dann "hidden flavour bound states" und "open heavy flavours" besprochen werden. Es folgt eine phänomenologische Beschreibung der tief-inelastischen Elektronenstreuung anhand des Parton-Modells. Die Quantenchromodynamik stellt das nächste Thema dar, eingeleitet durch die Diskussion der Quark-Mischung und dann, theoretischer, der Renormierungsgruppe. Die Anwendungen beziehen sich auf die QCD-Korrekturen des Parton-Modells und auf Jets in hadronischen und leptonischen Reaktionen. "Weiche" hadronische Reaktionen und einige allgemeine nicht-perturbative Aspekte von Eichtheorien und ein Blick hinter das Standardmodell beenden die beiden Bände.
Leader und Predazzi haben kein Lehrbuch der Feldthorie geschrieben, Kenntnisse in Dirac-Theorie, klassischer und quantisierter Feldtheorie und das Umgehen mit einfachen Feynmann-Diagrammen setzen sie voraus. Aber sie zeigen, daß man davon wenig benötigt, um Theorie und Experimente in der Teilchenphysik zu verstehen. Leader und Predazzi bemühen sich um didaktische Vollständigkeit, d. h. sie rechnen im Grunde alles vor und scheuen sich nicht, viele Zusammenhänge ganz explizit hinzuschreiben. Dabei halten die Autoren immer engen Kontakt zur Praxis in Theorie und Experiment, zitieren viele Daten, erklären die entsprechenden Figuren, und führen damit den Leser mit sanfter Hand bis zur Forschungsfront, wie sie sich etwa vor zwei Jahren darstellte. Bei mehr als 900 Seiten darf man sich nicht wundern, wenn doch bisweilen Brüche auftreten. Zum Beispiel werden singuläre Funktionen bei der Operatorproduktentwicklung nicht erklärt oder es fällt in Vol. 2 ganz plötzlich das Pomeron vom Himmel. Aber davon abgesehen gelingt den Autoren eine geschlossene, vollständige, aktuelle und didaktisch ausgereifte Darstellung.
K. Goecke, Bochum
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