Chinas Raumfahr
Eugen Reichl: Chinas Raumfahrt, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2023, geb., 352 S., 49,49 Euro, ISBN 9783613045361
Eugen Reichl
Kennen Sie Qian Xuesen? Ich gestehe, dass er mir trotz großen Interesses am Thema Raumfahrt nicht geläufig war. Dank Eugen Reichl, der sich als versierter Raumfahrtexperte einen Namen gemacht hat, weiß ich nun, dass es der chinesische Raumfahrtingenieur verdient, in einem Atemzug mit Wernher von Braun und Sergej Koroljow genannt zu werden. Der ebenso faszinierende wie tragische Weg, den Qian zum Vater der chinesischen Raumfahrt gemacht hat, ist nachzulesen in Reichls großzügig bebildertem Buch.
„Chinas Raumfahrt“ ist zum einen die Geschichte der chinesischen Raumfahrt von den frühesten Anfängen über die Gegenwart bis hin zu den ehrgeizigen Zukunftsplänen. Zum anderen ist es ein faktenreiches Kompendium, denn Reichl breitet ausführlich die Entwicklungsstufen, technischen Details und Kennzahlen der chinesischen Trägerraketen aus. Er stellt aber auch Chinas Weltraumbahnhöfe vor, rekapituliert die elf Schritte zur chinesischen Raumstation, behandelt militärische Raumfahrtprojekte, wissenschaftliche Missionen, Triebwerksarten und das chinesische Mondprogramm, das auch auf bemannte Missionen abzielt. Dabei nimmt er auch Fragen der Informationspolitik, Unfälle und die politischen Rahmenbedingungen in den Blick.
Die detaillierten Grafiken von Dietmar Röttler, ein hilfreiches Glossar und eine kommentierte Linkliste erhöhen den Informationswert des Buches. Dazu kommt ein ausführliches Register, nur eine Bibliographie fehlt seltsamerweise. Auf Englisch gibt es durchaus Bücher zur chinesischen Raumfahrt und mindestens eine Biographie über Qian Xuesen (Iris Chang, Thread of the Silkworm, Basic Books 1996). Reichl zeigt deutlich, wie sich China anschickt, die führende Weltraummacht zu werden. Das Buch liefert auch Einblicke, inwieweit sich China dabei nicht in die Karten schauen lässt.
Für alle, die ein ernsthaftes, insbesondere auch technisches Interesse an moderner Raumfahrt haben, ist Eugen Reichls Buch eine empfehlenswerte Lektüre, auch ganz ohne Chinesisch-Kenntnisse.
Alexander Pawlak