25.08.2010

Dark Energy

Wang, Y.

„Dunkle Energie“ steht für einen der größten Paradigmenwechsel der Physik in den letzten Jahrzehnten. Die beschleunigte kosmische Expansion lässt sich entweder mit einer erweiterten Gravitationstheorie oder durch den Zusatz einer unbekannten Komponente im Masse-Energie-Sektor erklären. Dieses moderne physikalische Rätsel ist bis jetzt nur in Fachjournalen diskutiert worden, und eine tiefergehende Monografie war nicht verfügbar. Yun Wang füllt mit ihrem Buch diese Lücke.

Für das Verständnis von Dunkler Energie sind fundierte Kenntnise der Gravitationstheorie und der astrophysikalischen Beobachtungen nötig. Wang demonstriert ihre tiefe Einsicht in beide Bereiche. Sie hat wichtige Beiträge zur theoretischen Interpretation der Beobachtungen gemacht und aktiv an Vorschlägen für neue Experimente mitgearbeitet.

Nach einer kompakten Einleitung, in der sie die Problematik der Dunklen Energie beschreibt, widmet sich Wang ausführlich den Grundlagen der Theorie. Die wichtigsten Messmethoden – Supernovae, Rotverschiebungs-Durchmusterungen, die Verformung von Galaxienbildern („weak lensing“) und die Entwicklung von Galaxienhaufen – erhalten eigene Kapitel. In allen Fällen werden die mathematische Basis erarbeitet, die Resultate vorgestellt und mit einer kritischen Diskussion der möglichen systematischen Effekte ergänzt. Weitere Methoden, die allgemein als nicht so entscheidend betrachtet werden, sind in einem weiteren Kapitel zusammen gefasst. Das Buch endet mit kurzen Abschnitten zu Teleskopen und Instrumenten sowie einem Ausblick über geplante Projekte zur Messung der Dunklen Energie.

Da sich die Ideen zur Dunklen Energie schnell entwickeln – die Beobachtungen erlauben es noch nicht, die theoretischen Modelle stark einzuschränken – ist es nicht leicht, ein aktuelles Buch zu diesem Thema zu schreiben. Leider ist das Tempo, mit dem das Buch produziert wurde, noch an einigen Stellen ersichtlich, und man hätte ihm ein sorgfältigeres Lektorat gewünscht. Die Übersicht, die dieses Buch verspricht, geht in vielen Gleichungen, der rasch wechselnden Notation, der oft nicht erklärten spezifischen Fachausdrücke („ghosts“) und dem Mangel an physikalischen Erklärungen etwas verloren. Eine Unterlassung ist das wichtige Thema, wie die verschiedenen Beobachtungen in eine einheitliche Messung der Dunklen Energie vereint werden. Die Kombination der unterschiedlichen Beobachtungen ist entscheidend für den Erfolg der Experimente, die in den nächsten Jahren einen Großteil des Himmels durchmustern werden.

Wer eine vollständige und fundierte Übersicht der Dunklen Energie sucht und den Aufwand, sich in verschiedene Bereiche einzuarbeiten, nicht scheut, ist mit diesem Buch gut beraten. Einzelne Bereiche sind auch geeignet für ein Graduiertenkolleg, müssten aber mit reichlich Erklärungen versehen werden.

Dr. Bruno Leibundgut, European Southern Observatory, Garching

Y. Wang: Dark Energy, Wiley-VCH, Berlin 2010, XII+244 S., geb., ISBN 9783527409419

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