18.09.2003

Das Maß der Unendlichkeit. Auf der Suche nach den Grenzen des Universums.

Ferguson

Das Maß der Unendlichkeit. Auf der Suche nach den Grenzen des Universums.

Von K. Ferguson.
Econ, München 2000. 335 S., geb.,
ISBN 3-430-12668-1

Kitty Fergusons Buch handelt von der Vermessung des Universums. Die Autorin möchte beschreiben, wie Menschen auf die Idee kamen, die Größe ihrer Welt anzugeben, und wie sie sich dabei gezwungen sahen, diese Welt bis weit jenseits des Vorstellbaren zu erweitern. Auch wird eingangs in Aussicht gestellt, dass erklärt werde, wie bestimmte Ideen jeweils zu ihrer Zeit entstehen konnten. Ein ideengeschichtlich-methodischer Ansatz wird also zugrunde gelegt. Das ist neu, interessant und regt zum Lesen an.

Die Geschichte ist faszinierend, zweifellos, aber in ihrem historischen Ablauf oft beschrieben. Und der angekündigte neue Ansatz der Autorin bleibt leider im Keim stecken. Wie Eratosthenes den Erdumfang maß, wird noch methodisch im Detail erklärt. Jedoch, als Kopernikus gegen die Wucht der Empirie das geozentrische Weltbild aufrichtet, wartet der Leser vergeblich darauf, dass dieses neue, mächtige Bedürfnis der Renaissance, Ordnung und "Einfachheit" zu finden, erklärt werde. Einer der Wendepunkte unseres Denkens wird bestenfalls durch den vagen Hinweis auf den Neuplatonismus angedeutet. Lang wird von Galileis schwieriger Psyche erzählt, ohne dass die Genese seiner Ideen deutlicher würde, und New tons theoretischer Durchbruch stolpert hastig durch das Buch.
Nicht, dass das Buch langweilig wäre; es ist flüssig und "leichtfüßig" erzählt. Nur wird es seinem eigenen Anspruch nicht gerecht, und je weiter es in die Nähe heutiger Kosmologie gelangt, desto weiter entfernt es sich vom Ideengeschichtlich-Methodischen. Ein Beispiel: Die Möglichkeit, das Universum im Computer zu simulieren, markiert einen wesentlichen methodischen Durchbruch der modernen Kosmologie. Davon findet sich nur eine verwischte Spur in dem Buch. Zwar werden Computersimulationen erwähnt, aber ihre fundamentale Bedeutung nicht: Erst durch sie wurde es möglich, "Experimente" mit dem Universum durchzuführen und kosmologische Ideen syste ma tisch zu prüfen.

Wäre das Buch in seinem versprochenen Ansatz geglückt, wögen seine sachlichen Ungenauigkeiten nicht schwer. So aber ist es ärgerlich, wenn etwa der Eindruck erweckt wird, die Bestimmung der kosmischen Dichte liefe darauf hinaus, dass man drei von vier Unbekannten einer einfachen algebraischen Gleichung messe und dann nach der vierten auflöse. Wo schließlich von neuen Ideen zum Anfang und der frühen Entwicklung des Universums die Rede ist, entsteht der Eindruck, der Glanz vieler vager Begriffe solle eher blenden als erleuchten. So kann ich das Buch nicht guten Gewissens empfehlen.
Dr. Matthias Bartelmann, MPI für Astrophysik, Garching

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