Die Bibliothek des Wahnsinns
Edward Brooke-Hitching: Die Bibliothek des Wahnsinns, Knesebeck, München 2023, geb., 256 S., 38 Euro, ISBN 9783957287359
Edward Brooke-Hitching
Wirklich passend, dass mit Edward Brooke-Hitching ausgerechnet der Sohn eines Antiquars ein solches Buch über Bücher vorlegt. Als Titel wäre „Die Bibliothek der verrückten Bücher“ passender gewesen. Diese versammelt beispielsweise das erste Buch, das in der Antarktis gedruckt wurde, und zwar während der Expedition von Ernest Shackleton in den Jahren 1908/09. Für den Einband verarbeitete man Lebensmittelkästen. Doch Brooke-Hitching spürt auch frühen Schriftträgern als Vorläufern des Buches nach, etwa dem etruskischen Liber Linteus Zagrebiensis, in das eine weibliche Mumie eingehüllt war, oder einem Beispiel für die Knotenschrift der Inkas. Nichts für schwache Nerven sind die „Bücher aus Fleisch und Blut“; das Kapitel „Geheimschriften und kryptische Bücher“ widmet sich besonders intensiv dem bis heute nicht entzifferten Voynich-Manuskript. Bei den wissenschaftlichen Büchern schleicht sich tatsächlich Wahnsinn ein: Das Buch „Illustrations of Madness“ von 1810 ist das erste psychiatrische Werk, das sich einem Einzelfall widmet: dem Teegroßhändler James Tilly Matthews, der sich von einer Bewusstseinskontrolle durch einen angeblichen „Luftwebstuhl“ bedroht fühlte. Das sind nur ein paar Beispiele der vielen Geschichten aus diesem reich illustrierten und kurzweiligen Band für alle bibliomanen Leser:innen.
Alexander Pawlak
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