18.09.2003

Die geheimnisvollen Visionen des Herrn S.

Gilmore

Die geheimnisvollen Visionen des Herrn S.

Von R. Gilmore.
Birkhäuser, Basel 1996. 260 S., 40 Abb., geb.,.
ISBN 3-7643-5335-X

Ein Jahr nach seinem Ausflug mit Alice durchs Quantenland unternimmt Robert Gilmore eine weitere phantastischen Reise durch "Energie, Zeit und Quantenrealität". Diesmal orientiert sich
der Autor an Charles Dickens "Christmas Carrols": Der geizige Geschäftsmann Scrooge verweigert seinem armen, Physik studierenden Cousin eine Spende für den "Fonds zur Rettung der Britischen Wissenschaft". Daraufhin belehren den Unwissenden mehrere nächtliche Erscheinungen über die Geheimnisse und Wunder des Universums. Der geläuterte Scrooge sieht die Welt nun mit anderen Augen. Er entwickelt ein leidenschaftliches Interesse an Naturwissenschaften, abonniert eine wissenschaftliche Zeitschrift und überreicht seinem Cousin eine großzügige Spende.

Obwohl der bereits geneigte Leser keinen vergleichbar radikalen Sinneswandel vollziehen wird, kann die abenteuerliche Lesereise sein Verständnis vertiefen. Scrooges nächtliche Besucher, die Geister der Energie und Entropie, der Herr der Zeit und ein quantenmechanischer Clown, scheuen sich nicht, den gesunden Menschenverstand bis an die äußerste Grenze zu strapazieren. Gilmore beweist in der Wahl seiner Bilder und Vergleiche unglaublich viel Phantasie. So belehrt er Scrooge über die Relativität von Raum und Zeit, indem er ein dreidimensionales Minkowsky-Diagramm um ihn herum entstehen läßt. Zum besseren Verständnis der Quantenmechanik schrumpft Scrooge auf die Größe eines Atoms und kann die Wellenfunktionen von Elektronen durch die Wände eines "Quanten-Planschbeckens" tunneln sehen. Auch wichtige philosophische Implikationen werden angesprochen: Warum sind beispielsweise trotz zunehmender Entropie immer neue Schöpfungsakte möglich, oder wie ist die quantenmechanische Messung zu deuten?

Warum Gilmore diese Form der Erzählung wählt, erfährt Scrooge vom Geist der Zeit. Als der Geschäftsmann ihn ärgerlich fragt, warum er diese anstrengenden Reisen unternehmen müsse, murmelt der alte Herr verlegen in seinen Bart, daß dies "einer im Grunde dürftigen und wenig überzeugenden Erzählung künstlerische Wahrscheinlichkeit" verleihen soll. In diesem Punkt ist der britische Elementarteilchenphysiker zu bescheiden. Seine bildreichen Schilderungen sind nicht nur äußerst anschaulich, sondern wirken zuweilen sogar poetisch. Und auch als Zeichner beweist Gilmore Talent: Er hat die geheimnisvollen Visionen selbst illustriert.

A. Hardy-Vennen, Frankfurt

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