Die Relativitätstheorie Einsteins
Born
Die Relativitätstheorie Einsteins
Von M. Born.
Kommentiert und erweitert von J. Ehlers und M. Pössel, 6. Aufl., Springer, Heidelberg 2001. XVII + 470 S., 175 Abb., Geb.,
ISBN 3-540-67904-9
Das vorliegende Buch ist aus populären Vorträgen Max Borns über die Relativitätstheorie hervorgegangen, die dieser im Jahre 1920 gegen Eintrittsgeld an der Universität Frankfurt hielt. Der Erlös kam der Finanzierung des bekannten Versuchs von Stern und Gerlach zur Richtungsquantelung zugute. Borns Werk liegt nun in sechster Auflage in einer durch die Herausgeber kommentierten und erweiterten Form vor. Das Buch richtet sich an StudienanfängerInnen und interessierte Laien gleichermaßen und ist mit einer mathematisch-physikalischen Vorbildung auf gymnasialem Oberstufenniveau technisch durchaus zu meistern - die nötige Geduld vorausgesetzt. Weit mehr als die Hälfte des Bornschen Textes, nämlich 188 Seiten, dienen der Einführung in die begrifflichen Konzepte der Newtonschen Mechanik, Optik und Elektrodynamik. Hier ist besonders die sorgfältige Diskussion der "vorrelativistischen" Äthertheorien samt zugehöriger Experimente erwähnenswert, die den geschichtlich-physikalischen Ausgangspunkt der Speziellen Relativitätstheorie (SRT) bilden. Eindrücklich vermittelt Born eine Ahnung davon, welcher begrifflichen Anstrengungen es bedurfte, den physikalischen Feldbegriff von der Bindung an einen substanziellen Träger (Äther) vollständig zu lösen und ihn damit in den uns heute geläufigen zu transformieren. Der SRT selbst widmet Born 73 Seiten, wobei an seiner Darstellung die wohl erstmalige systematische Verwendung von Raum-Zeit-Diagrammen auffällt, die heute in keinem Lehrbuch mehr fehlen.
Bei der anschließend auf 58 Seiten abgehandelten Allgemeinen Relativitätstheorie beschränkt sich Born naturgemäß auf die Diskussion der begrifflichen Grundlagen, wie der Frage nach der Ursache von Trägheitskräften und dem daraus entwickelten Äquivalenzprinzip oder den bereits in nicht inertialen Bezugssystemen auftretenden nicht Euklidischen Raumgeometrien. Auch auf die Kosmologie wird kurz eingegangen, im Wesentlichen mit Nachträgen aus den 60er Jahren. Born schließt seine Darstellung mit einer knappen und kritischen Diskussion der Einsteinschen Idee einer auf klassischen Feldgleichungen fußenden einheitlichen Feldtheorie vor dem Hintergrund der mittlerweile bestimmenden Quantentheorie.
Die Herausgeber haben dieser 6. Auflage neben Kommentaren zum Bornschen Text ein zusätzliches Kapitel über "Neuere Entwicklungen in der relativistischen Physik" angefügt, was mit 124 Seiten etwa dreimal so lang ist wie ein durchschnittliches Kapitel der Bornschen Darstellung. In diesem wird vor allem der stürmischen Entwicklung auf experimenteller Ebene Rechnung getragen, aber auch einige fundamentale theoretische Entwicklungen werden angesprochen, etwa in der Quantengravitation. Dabei hält sich die Darstellung in ihrer Beschränkung des Mathematischen an die Bornschen Vorgaben (keine Differentialquotienten!). Hier und da existieren noch einige Druckfehler, auch im Bornschen Haupttext. Letztere werden durch die beigefügte Liste der Errata nur unvollständig erfasst. Die Neuauflage des Bornschen Buches ist jedem zu empfehlen, der sich ohne mathematische Spezialkenntnisse in die begrifflichen Grundlagen der (Speziellen und Allgemeinen) Relativitätstheorie einlesen will, ein Interesse für historische Zusammenhänge mitbringt und sich über moderne Entwicklungen orientieren möchte. Dabei sein an dieser Stelle einmal Herrn W. Beiglböck vom Springer Verlag gedankt, der sich beständig für die Wiederauflage solcher Schätze der Physikliteratur einsetzt.
Dr. Domenico Giulini, Fakultät für Physik, Universität Freiburg
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