18.09.2003

Einstein - Ein Genie und sein überfordertes Publikum

Fischer

Einstein - Ein Genie und sein überfordertes Publikum

Von E. P. Fischer.
Springer, Heidelberg 1996. XIV + 243 S., 44 Abb., Broschiert, DM 36,-.
ISBN 3-540-61112-6

Ernst Fischer, Jahrgang 1947, Professor für Wissenschaftsgeschichte in Konstanz, hat mit dem vorliegenden Buch keine systematische Einstein-Biographie geschrieben. Hier entstand ein "Potpourri" interessanter Notizen über Einsteins Leben und Werk aus der Fülle dessen, was bis-
her Wissenswertes über Einstein geschrieben wurde.

Mit Legenden und mit falschen Anekdoten aus der Populärliteratur wird aufgeräumt. Gut belegt, erfahren wir, was Einstein nicht war: ein schlechter Schüler, überzeugter Pazifist, schlecht bezahlter Forscher und rigoroser Freidenker. Auch war er nie Mitglied einer jüdischen Gemeinschaft, obgleich überzeugt, daß "Wissenschaft ohne Reli gion lahm, Religion ohne Wissenschaft blind" ist.
Man erfährt, daß Einstein als Staatenloser 1901 die Schweizer Staatsangehörigkeit erhielt, die er bis zum Tode beibehielt. Im selben Jahr wird das "Lieserl" geboren, die Einstein, noch unverheiratet, nie gesehen hat. Überzeugend ist auch belegt, daß die Relativitätstheorie keine "Mutter" hatte, daß Einstein sich jedoch um jeden Preis von seiner ersten Frau trennen wollte. Das Buch zeichnet Einstein als Mensch, ohne Schmälerung seiner Genialität.

Durch das Konglomerat an verarbeitetem Material fehlt dem Buch, wie auch den einzelnen Kapiteln, der einheitliche Guß. Weiter ist die Beschreibung von Einsteins wissenschaftlichem Werk zu kurz gekommen. Etwas überzogen wirken alte romantische Darstellungen von Einstein als einsame Spitze: Namen wie Mach und Poincaré kommen nicht vor. Auch gewinnt man den Eindruck, Einstein wird nur geleitet durch die Prinzipien: ,"Simplex sigillum veri" (Das Einfache ist das Siegel des Wahren) und ,,Pulchritudo splendor veritatis" (Schönheit ist der Glanz der Wahrheit), um die Wissenschaft zu revolutionieren. Der Kampf um die Seele der Physik zwischen Einstein und Bohr ist nicht sehr deutlich zum Ausdruck gekommen, und die kulturhistorische Beschreibung der Wissenschaft ist etwas blaß geraten. Der Autor betont selbst, daß in diesem Buch einige Kleinigkeiten wie auch große Entwicklungen in Einsteins Leben und Werk auf der Strecke bleiben mußten.

Technisch ist das Buch gut angelegt: Eine Zusammenfassung bei jedem Kapitel, ausführliche Beschreibungen der Abbildungen, ein reiches Personen- und Sachverzeichnis, Anmerkungen zu jedem Kapitel mit sehr ausführlichen Literaturangaben verraten den systematischen Wissenschaftler und machen das Buch auch für die belesenen Einsteinkenner interessant. Für Leser, die sich schnell und wissenschaftlich nicht anspruchsvoll über Einstein informieren wollen, ist es auf jeden Fall empfehlenswert.

I. Derado, München

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