28.11.2005

Einstein in Berlin

H. Goenner: Einstein in Berlin C.H. Beck München 2005, 368 S., zahlr. Abb., geb., ISBN 3406527310

Goenner

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Die Wirkungszeit von Albert Einstein in Berlin, die Jahre zwischen 1914 und 1932, markieren unzweifelhaft den Höhepunkt im Leben und Wirken des Gelehrten. Sie sind von bedeutenden Forschungsleistungen gekennzeichnet, die zwar nicht an die seines Wunderjahres 1905 heranreichen, dennoch Marksteine der modernen Physikentwicklung kennzeichnen - namentlich Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie, doch auch seine Beiträge zur Strahlungstheorie und Quantentheorie waren herausragende Pionierleistungen. Darüber hinaus markieren jene Jahre ein gesteigertes öffentliches Interesse an seiner Person und seinem Werk, das ihn zum ersten wissenschaftlichen Medienstar machte, ihn und seine Relativitätstheorie aber gleichzeitig auch in das Zentrum öffentlicher und politisch geprägter Auseinandersetzungen rückte.

Dies alles bietet genug Material und war im Übrigen nicht nur dem Autor Anlass, Einsteins Berliner Wirkungszeit zum Thema eines Buches zu machen. Auch der amerikanische Wissenschaftsjournalist Thomas Levenson hat dazu ein umfangreiches Buch vorgelegt, das sich zwar gut liest, aus wissenschaftshistorischer Sicht wegen zahlreicher Fehler und Ungenauigkeiten im Detail und einem sehr klischeehaften und oberflächlichen Bild deutscher Geschichte nicht unbedingt zu empfehlen ist. Wer solide Informationen sucht, der sollte Goenners Buch zur Hand nehmen und sich dabei auch der (leider nur) im Internet zu findenden Quellenhinweise bedienen.

Was das vorliegende Buch gegenüber anderen Neuerscheinungen zu diesem Thema auszeichnet, ist das Bemühen, die Person Einsteins nicht nur in biografische und physikhistorische Zusammenhänge zu stellen, sondern auch mit kulturhistorischen und politischen Kontexten zu verbinden. Dabei wird deutlich, warum sich Einstein in den zwanziger Jahren trotz vielfältiger Anlässe, wegen politischer Angriffe die Stadt zu verlassen, zu Berlin bekannte - als jenem Ort, mit dem er „durch menschliche und wissenschaftliche Beziehungen am meisten verwachsen“ war.

Goenner geht dabei dem Phänomen der vermeintlich „Goldenen Zwanzigerjahre“ genauso nach, wie er manche Einstein-Legenden historisch zurechtrückt. So zeigt er, dass Einstein eher ein reagierender, denn ein bewusst politisch agierender „homo politicus“ war, der keineswegs von einem geschlossenen und widerspruchsfreien politischen Weltbild geleitet wurde. Dies stellt zwar das gerade auch im Einstein-Jahr so häufig kolportierte Heldenbild infrage, macht uns Einstein aber doch sehr viel wahrhaftiger.

Prof. Dr. Dieter Hoffmann,
Max-Planck-Institut, für Wissenschaftsgeschichte, Berlin

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