Während des verflossenen Einstein-Jahres wurden an etlichen Orten Pfade geschaffen, auf denen man den Spuren des Genies folgen kann. Nach der Berner Universität, die 2005 in Zusammenarbeit mit der Stadt Bern eine permanent ausgeschilderte Einstein-Route samt historischem Begleitbuch (Stämpfli Verlag) hervorbrachte, bietet nun Dieter Hoffmann eine Berliner Entsprechung in Form eines handlichen Bändchens. Die 26 Stationen, alles Orte mit Bezug auf Albert Einsteins fast zwanzigjährigen Aufenthalt in der Reichshauptstadt, allerdings z.T. in drastisch verändertem Zustand, sind in vier Teile unterteilt: 1. Die Berliner Wohnungen, 2. Die Wirkungsstätten Einsteins in Berlin, 3. Homo politicus, und 4. Der Freundes- und Bekanntenkreis. Knappe Erläuterungen führen die jeweiligen Stationen geografisch wie auch historisch vor, mit passenden Abbildungen aus der reichlichen Auswahl an Archivbildern bzw. aus Presse-Sammlungen aller Welt. So sehen wir z. B. ein Foto vom AEG-Forschungslaboratorium um 1930, wo der Erfinder Leo Szilard zusammen mit Einstein seinem erfinderischen Geist freien Lauf ließ und Einsteins praktische Erfahrung als ehemaliger Schweizer Patentbeamter vorteilhaft zu nutzen wusste.
Der Abschnitt über Einsteins Caputher Sommerhaus wird mit prominenten Gästen wie dem indischen Dichter Rabindranath Tagore oder Einsteins Segelboot „Tümmler“ in Zusammenhang gebracht. Die Station Reichstagsgebäude erinnert, dank Max Borns lebendigen Aufzeichnungen, an die abenteuerliche Eskapade während der November-Revolution 1918 – einem vergeblichen Versuch Einsteins und Wertheimers, den Rektor der Berliner Universität mit seinen Kollegen aus den Händen des radikalen Studentenrats zu befreien. Unübertrefflich sind – wie in jedem Buch über Einstein – die Originalzitate. Wegen der Riesen-Auswahl an schlüssigen Einzeilern in der bereits publizierten Einstein-Literatur wirken die gelegentlichen unnötigen Verdopplungen (z. B.
S. 5/40, 14/79, 130/180) eher enttäuschend. Für den allgemeinen Leser wird dieses Buch dennoch durchaus die weniger bekannten persönlichen Seiten des „Genies“ in nicht allzu unerbittlichem Rampenlicht beleuchten.
Ann M. Hentschel, Bern