18.03.2013

Friedrich Dessauer (1881–1963)

Michael Habersack: Friedrich Dessauer (1881–1963), Ferdinand Schöningh, Paderborn 2011, 538 S., geb., 69,00 Euro, ISBN 9783506771292

Michael Habersack

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Albert Einstein gilt gemeinhin als Musterbeispiel des politischen Wissenschaftlers, geschuldet seinem öffentlichen Eintreten für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Demokratie. Sein Engagement blieb indes beschränkt, denn einer parteipoli­tischen Bindung oder gar einem parlamentarischen Wirken hat er sich stets verweigert. Eines der wenigen Beispiele für letzteres ist der Physiker Friedrich Dessauer, der als Mitglied des Zentrums nicht nur in seiner hessischen Heimat und namentlich in Frankfurt parteipoli­tisch aktiv war. In der Weimarer Republik saß er auch im Reichstag und hätte es fast zum Minister geschafft. Ist Einstein für sein politisches Engagement heute weithin bekannt, so kennen den Politiker Friedrich Dessauer nur wenige.

Die vorliegende Biografie könnte hier Abhilfe schaffen. Sie porträtiert mit viel Liebe zum historischen Detail die Persönlichkeit Dessauers und seine Entwicklung vom Frankfurter Kommunalpolitiker zum politischen Kopf des Frankfurter Katholizismus und einflussreichen Reichstagsabgeordneten. Da Dessauer als aktiver Politiker, aber auch als politischer Publizist – er war Herausgeber der „Rhein-Mainischen-Volkszeitung“ – den Konflikt mit dem aufkommenden Nationalsozialismus nicht gescheut hatte, wurde er 1933 in die Emigration gezwungen. Diese führte ihn zunächst in die Türkei und schließlich in die Schweiz; nach dem Untergang des Dritten Reichs kehrte er in seine zerstörte Heimat zurück und wurde hier erneut zum engagierten Wortführer eines aufgeklärten politischen Katholizismus und nicht zuletzt zum Verfechter der christlichen Soziallehre.

Die umfassende Darstellung der politischen, weltanschaulichen und religiösen Kontexte im Leben Dessauers gehört sicherlich zu den Stärken des Buches, wogegen sein Wirken als Ingenieur und Physiker eher am Rande bzw. allzu summarisch dargestellt ist. Die umfassende Würdigung seiner wissenschaft­lichen Leistungen, die ihn immerhin zum Pionier der modernen Radiologie und Strahlenbiologie machen, steht dagegen noch aus.

Prof. Dr. Dieter Hoffmann, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin

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