Goethes Faust und Einsteins Haken
A. Brockschmidt, D. Schulz: Goethes Faust und Einsteins Haken, rororo, Reinbek bei Hamburg 2017, broschiert, 224 S., 9,99 €, ISBN 9783499632709
Annika Brockschmidt, Dennis Schulz
Welche Wissenschaft hat die größten Exzentriker? Welche leistet sich die schwerwiegendsten Irrtümer? Wo gibt es die fiesesten Streithähne und aus welcher Disziplin kommen die weitreichendsten Errungenschaften? Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen treten in dem Buch die Geistes- und die Naturwissenschaftler im Boxring gegeneinander an. Die Kapitel sind thematisch geordnet und jedes enthält die Sicht der Geisteswissenschaften sowie die der Naturwissenschaften. Mit vielen Anekdoten und kurzen Geschichten werden Wissenschaftler und Errungenschaften aus beiden Bereichen miteinander verglichen und zum Schluss jeder Kapitel-Runde ein Sieger festgestellt. So müssen sich berühmte Zitate von Goethe und Shakespeare messen lassen mit der Bekanntheit von Einsteins Formel E = m c2. Oscar Wilde tritt als skurrile Gestalt gegen den Mathematiker Paul Erds an, der ohne festen Wohnsitz von Institut zu Institut reiste. Bei den bedeutendsten Umbrüchen wird die Entwicklung des Periodensystems und die Entdeckung der Elektrizität den politischen Veränderungen durch Alexander den Großen gegenübergestellt, dessen Tod zu einer neuen politischen Ordnung führte, sowie der Erfindung des Buchdrucks.
Die Idee der beiden Autoren, Geistes- und Naturwissenschaften in unterschiedlichen Bereichen gegeneinander antreten zu lassen, ist originell, und man erfährt viele interessante Details und lustige Geschichten. Allerdings nutzt sich das Bild mit dem Boxring, in den die Akteure steigen, recht schnell ab, und die Wahl des jeweiligen Siegers erscheint meist eher unklar, da sich vieles einfach schwer miteinander vergleichen lässt. Waren etwa die Nazis die größeren Übeltäter oder Thomas Midgley, der (ohne böse Absicht) FCKW erstmals als Kühlmittel einsetzte und somit verantwortlich für das Ozonloch ist, oder Fritz Haber, der an Giftgas forschte?
Die Autoren kommen daher auch am Ende zum Schluss, dass die Trennung eher künstlich ist und viele Themen, wie der Buchdruck oder die Mathematik als Wissenschaft, nicht eindeutig einer der beiden Seiten zuzuordnen sind.
Anja Hauck