02.05.2011

Introduction to Radiation Protection

C. Grupen: Introduction to Radiation Protection – Practical Knowledge for Handling Radioactive Sources, Springer, Heidelberg 2010, XIII +415 S., geb., ISBN 9783642025853

Grupen, C.

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Claus Grupen beginnt in seiner mit großer Sorgfalt geschriebenen Einführung in den Strahlenschutz mit den Grundlagen der Kernphysik und der Wechselwirkung ionisierender Strahlung mit Materie, spannt einen Bogen über ihren Nachweis hin zu natürlichen und künstlichen Quellen und spart Unfälle beim Umgang mit radioaktiven Quellen nicht aus. Selbst der biologischen Wirkung ionisierender Strahlung und auch der nicht-ionisierenden Strahlung ist jeweils ein Kapitel gewidmet. Abgerundet wird der Themenreigen durch Kapitel über die in unterschiedlichen Ländern eingeführten Strahlenschutzregelungen, die Organisation des Strahlenschutzes sowie seine praktische Umsetzung. Kurze Zusammenfassungen schließen alle Kapitel ab. Das ausgesprochen übersichtlich gestaltete Buch enthält ein besonders ausführliches Stichwortverzeichnis, ein reichhaltiges Glossar, eine kurze mathematische Einführung, Tabellen und viele Rechenbeispiele mit Lösungen, die zeigen, dass Grupen sein Buch auch als praktischen Leitfaden versteht. Hier liegen die großen Stärken des Buchs.

Der Angabe von Originalliteratur wurde leider kein besonders großer Stellenwert eingeräumt. So fällt zum Beispiel zunächst nicht auf, dass Grupen die 1991 von der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) veröffentlichten Organ- und Strahlungswichtungsfaktoren verwendet und nicht die neuen aus dem Jahre 2007. Zum Verständnis der effektiven Dosis, einer der zentralen Größen im Strahlenschutz, in die diese Faktoren eingehen, wären zudem weiterführende Erklärungen nötig gewesen, etwa wenn Grupen in einer Übungsaufgabe die mittlere, durch den Unfall von Tschernobyl weltweit verursachte zusätzliche effektive Dosis verwendet und daraus etwa 10 000 zusätzliche Leukämie-Todesfälle abschätzt. So sollte – wie der Autor an anderer Stelle auch betont – die effektive Dosis laut ICRP gerade nicht verwendet werden.

Zudem sind einige wertende Bemerkungen etwas irritierend, wie die zur natürlichen Strahlenexposition des Menschen. Diese beträgt in Deutschland etwa 2 mSv pro Jahr. Grupen sagt dazu: „Such radiation does not present a hazard, and therefore does not require a warning“ (S. 176). Etwas später heißt es dagegen in Bezug auf die in Deutschland ähnlich hohe jährliche Exposition fliegenden Personals mit kosmischer Strahlung: „Flying personnel are working in a radiation-exposed area and the dose rates received should be monitored by suitable equipment“ (S. 186).

Im Zusammenhang mit der Diskussion zum Mammographie-Screening wäre auch eine ausführliche Diskussion der im Strahlenschutz verwendeten „Linear-No-Threshold“-Hypothese hilfreich gewesen, d. h. der Annahme, dass sich das Risiko für das Auftreten stochastischer Schäden beim Menschen wie Krebs oder Leukämie, das in der Regel für Dosen von mehr als 50 bis 100 mSv bestimmt wurde, linear zu sehr kleinen Dosen im mSv-Bereich extrapolieren lässt.

Unter der Voraussetzung, dass der Leser die im Buch gemachten Angaben durch eigene Recherchen in der Originalliteratur ergänzt, bevor er sie für seine eigenen Zwecke weiter verwendet, kann das Buch als Lektüre empfohlen werden. Dies liegt auch daran, dass es durch die Skizzen des Autors und die Zitate zu Beginn jeden Kapitels ausgesprochen kurzweilig zu lesen ist. Hier liegt eine weitere Stärke des Buchs.

Wer den Menschen vor ioni­sierender Strahlung schützen will, muss Erkenntnisse aus verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen berücksichtigen. Claus Grupen hat dies in seinem Buch ausführlich getan und so dem interdisziplinären Charakter des Strahlenschutzes deutlich Rechnung getragen.

Prof. Dr. Werner ­Rühm, Arbeitsgruppe Personendosimetrie am Institut für Strahlenschutz, Helmholtz Zentrum München

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