21.11.2007

Joseph Rotblat: Visionary for Peace

R. Braun et al. (Hrsg.): Joseph Rotblat: Visionary for Peace, Wiley-VCH, Berlin 2007, geb., 371 S., ISBN 9783527406906

Braun, R. et al. (Hrsg.)

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Dieses Buch ist dem Leben Joseph Rotblats gewidmet, einem polnisch-britischen Physiker, der am 31. August 2005 im Alter von 96 Jahren verstarb. Bis zu seinem Tod war er ein entschiedener Kritiker des nuklearen Wettrüstens, eine „überragende Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung der Wissenschaftler“ (John Holdren). Für seine Bemühungen um die nukleare Abrüstung wurde er 1995 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, gemeinsam mit der von ihm mit gegründeten Wissenschaftler-Vereinigung Pugwash Conferences on Science and World Affairs.

Das Buch enthält Beiträge von Wissenschaftlern, Politikern und anderen Personen, die ihm verbunden waren, darunter Paul J. Crutzen, Michail Gorbatschow, Mohamed ElBaradei, Mairead Corrigan Maguire, Martin Rees und Jack Steinberger.
Zusammen liefern sie ein umfassendes und oft persönlich gehaltenes Bild von Rotblats Leben. Am 4. November 1908 in Warschau geboren, arbeitete er dort im physikalischen Institut, als in Deutschland die Kernspaltung entdeckt wurde. Im April 1939 wechselte er zu James Chadwick an die Universität von Liverpool. Frühzeitig erkannte er die Gefahren, und aus Sorge vor Hitlers Atombombe wechselte er Anfang 1944 nach Los Alamos, um am Manhattan-Projekt mitzuwirken. Als er jedoch lernte, dass Deutschland noch weit von einer Bombe entfernt war, verließ er noch im gleichen Jahr das Projekt. Seitdem widmete er seine Forschung der radiologischen Medizin am St. Bartholomew Hospital in London.

Das Buch befasst sich ausgiebig mit Rotblats rastlosen Bestrebungen, den nuklearen Geist wieder in die Flasche zu bekommen. Er war der jüngste Unterzeichner des Russell-Einstein-Manifests von 1955 und treibende Kraft in der Pugwash-Bewegung, die sich 1957 im kanadischen Fischerdorf Pugwash erstmals traf. Der Einsatz von Rotblat wird auch von politischer Seite gewürdigt, so von Gorbatschow, der wie Rotblat die Immoralität der nuklearen Massenvernichtung kritisiert und die Abschaffung der Kernwaffen fordert.

Eine Reihe von Rotblats Schriften sind in dem Buch wieder gegeben, darunter seine Nobelpreisrede. Darin bezieht er sich auf die Erklärung von Hans Bethe im gleichen Jahr, in der dieser die Wissenschaftler auffordert, sich der Entwicklung von Massenvernichtungswaffen zu verweigern. Rotblat litt unter der Einbindung der Wissenschaft in das nukleare Wettrüsten und war sich der Ambivalenz der Wissenschaft und ihrer zivil-militärischen Verflechtungen bewusst. Engagiert trat er für die soziale Verantwortung der Wissenschaft ein, die dem Wohle der Menschheit dienen müsse. Er war der Überzeugung, dass das Überleben der Menschheit am besten durch die Abschaffung des Krieges und eine Kultur des Friedens zu erreichen sei, ein Ziel, das auch für dieses Jahrhundert aktuell bleibt.

Dr. Jürgen Scheffran,
University of Illinois at Urbana-Champaign,
The Program in Arms Control, Disarmament, and International Security, USA

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