24.06.2003

Klassische Mechanik

Linhard


Von F. Linhard. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 2002. 128 S,. . ISBN 3-596-15353-0.

Die Reihe Fischer Kompakt, in der dieses Buch erschienen ist, macht auf den ersten Blick den Eindruck, dass hier interessierten Laien eine übersichtliche und ansprechende Darstellung grundlegender Themen präsentiert werden soll. Doch was ist eine zielgruppengerechte Darstellung der klassischen Mechanik?


Frank Linhard gibt mit diesem Buch eine gewissermaßen aus der Reihe fallende Antwort. Während die anderen bisher vorliegenden Bände weitgehend auf die Benutzung des mathematischen Formalismus verzichten, setzt er im ersten Viertel dieses Buches zu einem Parforceritt durch die Mathematik an. Die Leserschaft soll erst einmal differenzieren und integrieren lernen, bevor sie im weiteren Verlauf des einführenden Grundrisses mit der Struktur von Raum und Zeit, Newtons Gesetzen und mechanischen Erhaltungsgrößen konfrontiert wird. In einer Vertiefung werden sodann das Kepler-Problem, die Lagrangesche Formulierung der klassischen Mechanik, Noether-Theorem, Hamilton-Gleichungen sowie das Prinzip der kleinsten Wirkung und Vielkörperprobleme diskutiert. Ein Glossar anstelle eines Stichwortregisters und einige Literaturhinweise schließen den Band ab.


Das Vorgehen Linhards ist aus mindes tens zwei Gründen problematisch. Erstens kann eine so knappe Darstellung der mathematischen Grundlagen, die allein schon aus Platzgründen voller Lücken bleiben muss, dem Leser kaum tatsächliche mathematische Kompetenzen vermitteln. Das scheint auch der Autor zu ahnen und formt so manchen Ausdruck - beispielsweise d/dt (1/2mv 2) zu d(1/2mv 2)/dt=d(1/2mv . v)/dt - in geradezu rührender Ausführlichkeit um. So darf bezweifelt werden, ob die Differentialgleichungen im hinteren Teil von den Lesern tatsächlich verstanden werden.


Zweitens, und das wiegt schwerer, finden sich kaum Anknüpfungspunkte an die Phänomene der Physik. Nur am Rande wird aufgezeigt, dass die Physik von Naturbeobachtungen und Experimenten ausgeht. Nach
der Lektüre des Buches entsteht vielmehr der Eindruck, im Zentrum lägen, wie Linhard schreibt, 'Erklärungen im Sinne einer mathematischen Tiefenstruktur'. Doch die Physik lebt nicht von Definitionen, sondern von Experimenten. Dies sollte interessierten Laien auch deutlich gemacht werden.


Vielleicht aber soll mit diesem Buch eine andere Zielgruppe angesprochen werden? Doch SchülerInnen und Studierende seien gewarnt: Ein ausführliches Schul- oder Lehrbuch vermittelt die Grundlagen der klassischen Mechanik allemal verständlicher als dieser formalistische Schnelldurchgang.
Dipl.-Phys. Martin Erik Horn, Didaktik der Physik, Universität Potsdam

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