22.09.2004

Kristalle: Spielfeld der Elektronen. Von Halbleitern und Supraleitern

Huebener R.

Der Titel des Buches machte mich neugierig. Ich las die Kapitel über Supraleiter und Hochtemperatur-Supraleiter und war begeistert, dass hier in anschaulicher Weise die Entwicklung der Supraleitung von ihren Anfängen an bis hin zum aktuellen Stand dargestellt wird. Als ich um eine Rezension gebeten wurde, begann ich, das Buch systematisch durchzulesen. Auf der Rückseite steht der Wunsch, dass sich das Buch an den naturwissenschaftlich interessierten Laien wendet und, im Vorwort konkretisiert, an Gymnasiasten, Lehrer, Biologen, Mediziner etc.

Die Qualität eines Verlags zeigt sich nicht zuletzt in der Sorgfalt seines Lektorats. Die Arbeit des Lektorats ist leider nicht erkennbar. Vom ersten Kapitel an häufen sich nichtklare Formulierungen, Wiederholungen, Zusammenfügungen von Doppelwörtern mal mit und mal ohne Bindestrich, die Angabe von Namen mal mit und mal ohne Vornamen. Besonders störend ist der permanente Einsatz des Wortes 'sogenannt' und der Floskel 'man spricht von'. Unter anderem wird die Thermospannung zweimal als sogenannte Thermospannung eingeführt. Eine Steigerung: 'Man spricht von sogenannter Interferenz'. Störend ist auch der zu oft (und wiederholt) vorkommende Hinweis auf die Nationalität ('der Holländer H. Kammerling Onnes in Leiden'). Als Leser fragt man sich, ob es korrekt ist, dass der in der ukrainischen Kreisstadt Romny geborene A. F. Ioffe Russe war. Dies alles zusammen lenkt einen Leser, der gerne auch im wissenschaftlichen Buch ein verbindliches Deutsch liest, vom Inhalt ab. Die Situation verbessert sich wesentlich vom achten Kapitel (Supraleiter) an.

Bezüglich des Inhaltes sind mir lediglich kleine Punkte aufgefallen. So wird die Lo­rentz-Kraft als Zentralkraft bezeichnet. Die jetzt realisierten Quantenkaskadenlaser beruhen nicht auf elektronischen Übergängen zwischen Minibändern, sondern auf Übergängen zwischen diskreten Energieniveaus. Im Kapitel über die Röntgenbeugung könnten auch Deisenhofer, Huber und Michel (Nobelpreis für Chemie 1988) erwähnt werden.

Um dem Anspruch des Buches zu genügen, müsste es wesentlich überarbeitet werden. Dies könnte dazu beitragen, dass es spannend zu lesen ist, jetzt kommt Spannung nur in einigen Teilen auf, insbesondere dort, wo der Autor des Buches direkt an der Entwicklung beteiligt war oder diese aus der Nähe beobachtet hat.
Der Autor behandelt, mit großem Kenntnisreichtum und fast ohne Formeln, die Grundlagen der Festkörperphysik und erklärt Eigenschaften von Isolatoren, Halbleitern, Metallen, Supraleitern bis hin zu Nanostrukturen und weist auf Anwendungen hin. Das Buch hat das Potenzial - nach einer entsprechenden Überarbeitung - zu einem anregenden Buch für Physiker und eine größere Leserschaft zu werden.

Prof. Dr. Karl F. Renk, Institut für Angewandte Physik, Universität Regensburg

 

Weitere Infos:

  • R. Huebener: Kristalle: Spielfeld der Elektronen. Von Halbleitern und Supraleitern
    Wiley-VCH, Berlin, 2003, IX + 162 S, broschiert,
    ISBN 3-527-40431-7
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Rudolf P. Huebener Kristalle: Spielfeld der Elektronen
Wiley-Vch

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