04.03.2008
Max Planck. Ein Leben für die Wissenschaft
Heilbron, J. L.
Wenn ein Buch nach zwanzig Jahren eine Neuauflage erfährt und sich dabei die Korrekturen und Ergänzungen in Grenzen halten, dann kann man ein solches Buch als Standardwerk bzw. Klassiker bezeichnen. Die nun in zweiter Auflage vorliegende Planck-Biografie von John Heilbron gehört unzweifelhaft zu den Standardwerken der Planck-Literatur.
Das Buch gibt einen ausgezeichneten Überblick zu Leben und Werk des „Vaters der Quantentheorie“ und einsti-gen Präsidenten der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft. Die zweite Hälfte des Buches enthält eine Auswahl von Max Plancks allgemein verständlichen Schriften, darunter seine freimütige „Wissenschaftliche Selbstbiografie“ und der Bericht über seinen Besuch bei Adolf Hitler, den er 1947 für die Physikalischen Blätter verfasst hatte.
John Heilbron zeigt uns Planck als einen Gelehrten, der nicht nur als Physiker zu den Pionieren seines Faches ge-hört, sondern der in seinem gesamten Wirken und seiner Persönlichkeit den wissenschaftlichen Wandel vom 19. zum 20. Jahrhundert repräsentiert. Gerade die Darstellung letzterer Zusammenhänge zählt zu den Stärken der Biografie. Diesen Schwerpunkt des Buches unterstreichend, hat Heilbron der Neuausgabe ein fast dreißigseitiges Nachwort beigefügt, das „Schlüsseldokumente“ auswertet, die seit Erscheinen der ersten Auflage bekannt geworden sind und die ein sehr viel differenzierteres Bild von Plancks Verhalten im Dritten Reich zeichnen. Sie zeigen, das Planck nicht nur der „Upright Man“ war, zu dem ihn noch die Erstauflage fast uneingeschränkt stilisierte, sondern sein Verhalten auch von zahlreichen Illusionen, Fehleinschätzungen und Kompromissen gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern gekennzeichnet war. Es ist schade, dass sich Verlag und Autor nicht dazu entschließen konnten, die neuen Erkenntnisse in den Text einzuarbeiten und sich stattdessen auf ein Nachwort beschränkt haben. Ebenfalls ist in diesem Zusammenhang kritisch anzumerken, dass sich Heilbron auf die Auswertung einiger „Schlüsseldokumente“ beschränkte und nicht systematisch die in den vergangenen zwanzig Jahren gewonnenen neuen Erkenntnisse zur Rolle von Wissenschaft und Technik im Dritten Reich verarbeitet hat - u. a. blieben die Forschungsergebnisse der Präsidentenkommission zur Erforschung der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus praktisch unberücksichtigt.
Ein weiteres Schlüsseldokument, das von Klaus Hentschel und Renate Tobies 1999 herausgegebene Brieftagebuch, hätte ebenfalls eine Erwähnung verdient, auch wenn es die Zeit des Dritten Reiches nicht unmittelbar berührt. Doch vermittelt es neue Einsichten über Plancks generelle politische und gesellschaftliche Ansichten und ist somit unzweifelhaft für eine Einschätzung und Kontextualisierung von Plancks Handlungen und Haltung nach 1933 von einiger Bedeutung. Trotz solch marginaler Kritik sollte jeder, der sich für Leben und Werk dieser großen Forscherpersönlichkeit interessiert, dieses Buch zur Hand nehmen.
Prof. Dr. Dieter Hoffmann, MPI für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
J. L. Heilbron: Max Planck. Ein Leben für die Wissenschaft 1858-1947
2. korrigierte und ergänzte Auflage, Hirzel, Stuttgart 2006, 647 S., geb.
Das Buch gibt einen ausgezeichneten Überblick zu Leben und Werk des „Vaters der Quantentheorie“ und einsti-gen Präsidenten der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft. Die zweite Hälfte des Buches enthält eine Auswahl von Max Plancks allgemein verständlichen Schriften, darunter seine freimütige „Wissenschaftliche Selbstbiografie“ und der Bericht über seinen Besuch bei Adolf Hitler, den er 1947 für die Physikalischen Blätter verfasst hatte.
John Heilbron zeigt uns Planck als einen Gelehrten, der nicht nur als Physiker zu den Pionieren seines Faches ge-hört, sondern der in seinem gesamten Wirken und seiner Persönlichkeit den wissenschaftlichen Wandel vom 19. zum 20. Jahrhundert repräsentiert. Gerade die Darstellung letzterer Zusammenhänge zählt zu den Stärken der Biografie. Diesen Schwerpunkt des Buches unterstreichend, hat Heilbron der Neuausgabe ein fast dreißigseitiges Nachwort beigefügt, das „Schlüsseldokumente“ auswertet, die seit Erscheinen der ersten Auflage bekannt geworden sind und die ein sehr viel differenzierteres Bild von Plancks Verhalten im Dritten Reich zeichnen. Sie zeigen, das Planck nicht nur der „Upright Man“ war, zu dem ihn noch die Erstauflage fast uneingeschränkt stilisierte, sondern sein Verhalten auch von zahlreichen Illusionen, Fehleinschätzungen und Kompromissen gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern gekennzeichnet war. Es ist schade, dass sich Verlag und Autor nicht dazu entschließen konnten, die neuen Erkenntnisse in den Text einzuarbeiten und sich stattdessen auf ein Nachwort beschränkt haben. Ebenfalls ist in diesem Zusammenhang kritisch anzumerken, dass sich Heilbron auf die Auswertung einiger „Schlüsseldokumente“ beschränkte und nicht systematisch die in den vergangenen zwanzig Jahren gewonnenen neuen Erkenntnisse zur Rolle von Wissenschaft und Technik im Dritten Reich verarbeitet hat - u. a. blieben die Forschungsergebnisse der Präsidentenkommission zur Erforschung der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus praktisch unberücksichtigt.
Ein weiteres Schlüsseldokument, das von Klaus Hentschel und Renate Tobies 1999 herausgegebene Brieftagebuch, hätte ebenfalls eine Erwähnung verdient, auch wenn es die Zeit des Dritten Reiches nicht unmittelbar berührt. Doch vermittelt es neue Einsichten über Plancks generelle politische und gesellschaftliche Ansichten und ist somit unzweifelhaft für eine Einschätzung und Kontextualisierung von Plancks Handlungen und Haltung nach 1933 von einiger Bedeutung. Trotz solch marginaler Kritik sollte jeder, der sich für Leben und Werk dieser großen Forscherpersönlichkeit interessiert, dieses Buch zur Hand nehmen.
Prof. Dr. Dieter Hoffmann, MPI für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
J. L. Heilbron: Max Planck. Ein Leben für die Wissenschaft 1858-1947
2. korrigierte und ergänzte Auflage, Hirzel, Stuttgart 2006, 647 S., geb.