27.02.2024

Nägel mit Köpfen – 7 Erfindungen, die die Welt bis heute verändern

Roma Agrawal: Nägel mit Köpfen – 7 Erfindungen, die die Welt bis heute verändern, Hanser, München 2023, geb., 352 S., 28 Euro, ISBN 9783446277625

Roma Agrawal

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Die Physikerin und Bauingenieurin Roma Agrawal möchte „alle Menschen inspirieren, die Welt um sich herum zu erforschen“. Dazu beschreibt sie in ihrem neuen Buch die Rolle, die sieben Erfindungen in der Geschichte von Menschheit und Technik ge­spielt haben. Bei der Auswahl orientiert sie sich zwar an den sechs einfachen Maschinen, die in der Renaissance als Grundlage aller komplexen Technik galten, erlaubt sich aber einen modernen Blick auf die Dinge. Dass Nagel, Rad, Feder, Magnet, Linse, Schnur und Pumpe die „Elementarteilchen“ unserer technischen Welt sind, lässt sich sicher diskutieren. Agrawals Ausführungen machen deren bedeutende Rolle aber unmissverständlich klar. 

In der Einleitung beschreibt sie ihre Motivation, den Dingen auf den Grund zu gehen, mit einer persönlichen Anekdote zu allerlei zerlegten Schreibgeräten – von der Malkreide über den Buntstift bis hin zu Kugel­schreiber und Füllfederhalter. Mit kleinen Geschichten aus ihrem Arbeits- und Familienleben hat sie bereits in ihrem Erstlingswerk „Die geheime Welt der Bauwerke“ (Rezen­sion: bit.ly/3wnzh9i) manche technische Passage aufge­lockert. Nun beschreibt sie ausführlich ihre Begegnungen mit den Menschen, die ihr die sieben Erfindungen und ihren mannigfaltigen Einsatz nähergebracht haben. So nimmt sie ihre Leserschaft mit auf Entdeckungsreise, doch manchmal wäre weniger mehr gewesen.

Agrawal macht klar, dass die Menschheit nicht nur das Rad mehrmals erfunden hat und dass dies durchaus zu Fortschritt geführt hat. So plädiert sie dafür, sich beim Entdecken und Erfinden keine Fesseln anzulegen, sondern immer nach einer neuen möglichen Anwendung von bereits Bekanntem Ausschau zu halten. Anhand der Entwicklungsgeschichte der sieben Erfindungen verdeut­licht sie auch, wie auf lange Zeiten des Stillstands plötzlich gewaltige Sprünge folgen können – sei es durch neue Materialien oder aufgrund neuer Anwendungen, wie das Beispiel kompakter Optiken in Smartphones illustriert. 

Eine lange Bibliografie der zugrundeliegenden und weiterführenden Literatur macht das Buch zu einer Fundgrube: In der Sammlung aus Fachartikeln, Büchern und Links ist für jeden Geschmack etwas dabei. Statt des ebenfalls ausführlichen Registers, dessen Einträge meist nur an einer Stelle im Text auftauchen, hätte ich mir aber die ein oder andere erklärende Skizze mehr gewünscht, auch wenn Agrawal teils komplexe Aufbauten sehr anschaulich beschreibt. 

Kritik an der deutschen Übersetzung durch Ursula Held kann ich an dieser Stelle nicht auslassen: Bunt gemischt mit generischem Femininum und Maskulinum zu jonglieren, mag noch eine Stilfrage sein. Grobe sachliche Fehler schaden aber auch dem Ruf der Autorin: Ein Blick ins Original zeigt, dass Roma Agrawal durchaus weiß, dass Bronze im Allgemeinen und wesentlich aus Kupfer und Zinn entsteht – und nicht aus Kupfer und Blei besteht. Ein gründlicheres Lektorat hätte solche Schnitzer vermeiden können und den Lesegenuss nicht unnötig getrübt.

Kerstin Sonnabend

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