Physik der Superhelden
Kakalios
Wenn Supermann mit gereckter Faust durch die Luft saust, um die Welt vor Übeln zu bewahren, dann hat er den Boden der physikalischen Tatsachen verlassen. Könnte man jedenfalls meinen. James Kakalios, Physik-Professor an der Universität von Minnesota, ist da etwas anderer Ansicht und veranstaltete daher das Seminar “Alles, was ich über Naturwissenschaften weiß, habe ich aus Comics gelernt“, das auf große Resonanz bei den Studierenden stieß und schließlich zu diesem Buch führte.
Die “Physik der Superhelden“ richtet sich in erster Linie an Laien, denen anhand origineller Beispiele, nämlich den Fähigkeiten von Superheldinnen und -helden, viele grundlegende physikalische Gesetze und Theorien nahe gebracht werden. Das funktioniert viel besser als bei anderen vergleichbaren Werken wie z. B. der “Physik von Star Trek“. Kakalios versucht nicht, physikalische Gesetze zu “verbiegen“ oder neue abenteuerliche Theorien aufzustellen, um etwas zu erklären, sondern schreibt im Zweifelsfalle deutlich “Das ist physikalisch völlig ausgeschlossen, aber das Comic macht trotzdem Spaß“.
Bei der Lektüre merkt man dem Autor die Liebe sowohl zur Physik als auch zur Comicwelt der Superhelden an. Seine Begeisterung für auf den ersten Blick sinnfrei erscheinende Berechnungen ist ansteckend. Indem er gekonnt den Bogen zu tatsächlichen Anwendungen spannt, verdeutlicht er dabei stets die Relevanz der Physik für unseren Alltag.
Das Buch ist in die drei großen Teile “Mechanik“, “Energie“ und “Moderne Physik“ gegliedert. Dabei ist es durch etwas zuviel “Schnickschnack“ (Vorwort, Einleitung, Einführung, Nachwort, Übersetzung der englischen Sprechblasen, Anmerkungen etc.) unnötig aufgebläht. Hier wäre weniger mehr gewesen.
Physikerinnen und Physiker werden nicht unbedingt weltbewegend neue Erkenntnisse gewinnen. Aber wer bislang nicht auf vertrautem Fuß mit Supermann, Flash oder Antman stand, wird nach der Lektüre sicher sagen können: “Alles, was ich über Superhelden weiß, habe ich aus diesem Buch gelernt.“
Kakalios macht mit seinem Buch in jedem Fall deutlich, warum es so cool ist, sich mit Physik zu beschäftigen: Weil man nämlich ausgehend von der simplen Tatsache, dass Supermann aus dem Stand 200 Meter hoch springen kann, ausrechnen kann, warum der Planet Krypton instabil war und unweigerlich explodieren musste!
Dipl.-Phys. Birgit Niederhaus, Niedernhausen und Alexander Pawlak