22.04.2010

Rheophysics

Oswald, P.

Rheophysics ist ein Neologismus, der von dem Autor Patrick Oswald gewählt wurde, da seiner Auffassung nach der Begriff Rheologie heutzutage im Wesentlichen nur noch für die Wissenschaft des Fließverhaltens komplexer Flüssigkeiten verwendet wird. Der Ausdruck Rheologie wurde 1928 von E.C. Bingham geprägt und bezeichnete ursprünglich die Wissenschaft vom Deformations- und Fließverhalten aller Stoffe. Genau diesem Anspruch möchte der Autor offensichtlich mit seinem Buch gerecht werden: Der Inhalt reicht von der Herleitung der Navier-Stokes-Gleichung und ihrer Anwendungen an konkreten Beispielen wie dem Spincoating und dem Verhalten von Mikroschwimmern über die Turbulenz und Boundary-Layer-Theorie bis hin zur Physik des Fliegens. Die Elastizitätstheorie fester Körper wird eingeführt, und es folgt eine ausführliche Beschreibung des Verhaltens von Defekten und Dislokationen unter Spannung. Im Weiteren werden einfache viskoelastische Modelle sowie die wichtigsten experimentellen rheologischen Techniken vorgestellt.

Die beiden abschließenden Kapitel führen in die Physik der Polymere und der Flüssigkeitskristalle ein. In diesem Sinne stellt das Buch eine „tour de force“ dar, und beim ersten Lesen mag es einem fast vernünftiger erscheinen, sich fünf unterschiedliche Bücher zur Hand zu nehmen, die sich jeweils einem der Themen ausschließlich und weniger kondensiert widmen.

Insbesondere Studenten werden es schwer haben, über dieses Buch den Einstieg in einen der Themenkreise zu finden. Andererseits gelingt es dem Autor, alle Bereiche nicht nur oberflächlich zu streifen, sondern die Grundlagen auf solider Basis – wenn auch stets etwas knapp – einzuführen. Dabei ist es ihm besonders wichtig, immer den Zusammenhang zwischen makroskopischer phä-nomenologischer Kontinuumsbeschreibung und mikroskopischen Ursachen herzustellen. Auch werden die unterschiedlichen Themenbereiche stets durch anschauliche und zum Teil neue, konkrete Beispiele ergänzt. Dabei stellt der Autor insbesondere auch immer wieder hydrodynamische Instabilitäten vor, die mit der Verwendung komplexer Flüssigkeiten in jüngster Zeit eine Renaissance erlebt haben. Das Buch ist aus mehreren Vorlesungen entstanden, und gerade da liegt seine Stärke: Für alle Wissenschaftler, die auf einem der darin behandelten Bereiche arbeiten, bietet es exzellente An-regungen, das Arbeitsgebiet oder den Stoff der eige-nen Vorlesung in die eine oder andere Richtung zu erweitern und zu bereichern.

Die besprochene Ausgabe ist eine gut gelungene Übersetzung des französischen Originals, das bei Belin erschienen ist und als dort übliches Paperback allerdings nur knapp die Hälfte kostet.

Prof. Dr. Christian Wagner, Technische Physik Universität des Saarlandes

  

P. Oswald: Rheophysics

Cambridge University Press, Cambridge 2009, 640 S., geb., ISBN 9780521883627

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