30.05.2011

Soap, Science, & Flat-Screen TVs

D. Dunmur, T. Sluckin – Soap, Science, & Flat-Screen TVs, Oxford University Press, Oxford 2010, 368 S., geb., ISBN 9780199549405

Dunmur, D., Sluckin, T.

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Flüssigkristalle sind heute in jedem Haushalt zu finden; die Anzeige in der Mikrowelle, das Handy, der Laptop, bis hin zu den schönen Flachbild-Fernsehern, die uns schon Anfang der 70er-Jahre versprochen wurden, und die wir jetzt seit knapp zehn Jahren wirklich kaufen können. Anfang der 70er-Jahre war ich eines der ers­ten Kinder in der Straße, das eine Armbanduhr mit Flüssigkristall-Anzeige hatte. Dies erregte großes Aufsehen und Interesse unter meinen damaligen Freunden. Aber selbst zu dieser Zeit waren Flüssigkristalle eigentlich schon immer im Gebrauch, z. B. als Seifen und Waschmittel.

Nichts wusste ich damals darüber, dass zu dem Zeitpunkt die Flüssigkristalle schon seit nahezu hundert Jahren bekannt waren. Und ich glaube, daran hat sich im Bewusstsein der allgemeinen Bevölkerung bis heute wenig geändert: Flüssigkristalle und ihre LCD-Technologie werden einfach hingenommen. Kaum jemand weiß, was Flüssigkristalle wirklich sind, wie sie in Displays funktionieren, oder was man sonst noch mit ihnen anstellen könnte – und dass sie wirklich, insbesondere im thermodynamischen Sinne, den vierten Aggregatzustand der Materie darstellen. Die Geburtsstunde der Flüssigkristalle geht mindestens zurück bis ins Jahr 1888, als ein österreichischer Botaniker, Friedrich Reinitzer, Karotten untersuchte, um Cholesteryl-Derivate zu isolieren, und Substanzen fand, die „zwei Schmelzpunkte“ zeigten.

Das vorliegende Buch von Dunmur und Sluckin vermittelt eine Geschichte der Flüssigkristalle am Beispiel diverser Forschergruppen, zunächst in Deutschland und Frankreich, wo ein Großteil der grundlegenden Forschung betrieben wurde, später auch in England mit der Entwicklung anwendbarer Systeme. Zuletzt wird der asiatische Raum behandelt, wo mittlerweile fast alle LCDs produziert werden.

Allerdings, um es ganz klar zu machen, dies ist keine Einführung in die Eigenschaften, Physik, Chemie oder Anwendungen der Flüssigkristalle, sondern wirklich eine Geschichte der Flüssigkristall-Forschung. Ich persönlich finde dies sehr interessant und würde das Buch auch jedem als Freizeitlektüre empfehlen, der sich mit Flüssigkris­tallen beschäftigt. Es ist exzellent recherchiert und enthält sehr hilfreiche „technische Kästen“, in denen die grundlegende Physik dargestellt wird. Aber auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, die technischen Anmerkungen sind kein Ersatz für eine wirklich physikalische Einleitung in die Welt der Flüssigkristalle.

Als ein Buch zur Geschichte der Flüssigkristalle ist es wahrscheinlich das Beste, was auf dem Markt zur Verfügung steht und lässt sich jedem vorbehaltslos empfehlen, der sich auch nur im Entferntesten mit der Materie identifiziert. Es ist ein wirklich schönes und interessantes Buch, welches ohne jeden Zweifel signifikant zur Wissenschafts­geschichte des 20. Jahrhunderts beiträgt.

Dr. Ingo Dierking, University of Manchester, School of Physics and Astro­nomy, Manchester

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