18.09.2003

The First Nuclear Era - The Life and Times of a Technological Fixer

Weinberg

The First Nuclear Era - The Life and Times of a Technological Fixer

Von A. M. Weinberg.
AIP, New York 1994. XI + 291 S., Hardcover,
ISBN 1-56396-358-2

Weinberg erfuhr an der Universität Chicago eine wohltuend breite Ausbildung. Er hatte das Glück, daß der Physiker Carl Eckart ihn zur Mitarbeit an den neuen Problemen der Kernspaltung gewann, und dort kam er zu Eugene Wigner, einem der großen Genies unseres Jahrhunderts. Es ging damals um die Entwicklung eines Reaktors für Hanford. Die Schilderung dieser Zeit ist eines der faszinierendsten Kapitel des Buches, ein Lehrstück für technische Anwendung. Wigner mußte die Erfahrung machen, daß die technische Ausführung eines großen Projektes die verantwortliche Übernahme durch die Industrie verlangte.

Nach dem Krieg erklärte sich Wigner bereit, mit seiner Gruppe in Oak Ridge ein Kernforschungszentrum zu entwickeln. Wigner kehrte bald zu seiner Universität zurück, und Weinberg wurde sein Nachfolger. Ganz wichtig für Oak Ridge war die Entwicklung und der Bau eigener Forschungsreaktoren. Aber Weinberg war kein Grundlagenforscher. Die Arbeiten dort, für die Shull nach vierzig Jahren den Nobelpreis erhielt, sind in dem Buch nicht erwähnt. Auch die Zusammenarbeit mit den umliegenden Universitäten kam nicht recht in Gang.

Die Genfer Konferenz hat der Entwicklung der Kernenergie großen Auftrieb gegeben. Aber die Euphorie dauerte nicht an. Aus relativ nichtigem Anlaß entstand in der Presse Mißtrauen. Weinberg sagt in seiner Jahresansprache 1970 dem Sinne nach: Wir müssen jetzt die andere Seite prüfen, die Risiken der Kernenergie. Haben wir da genug getan?

Weinberg hat dies selbst sehr ernst genommen, zum Unwillen eines großen Teils des nuklearen Establishments im Lande. Das Ende war, daß er 1973 als Direktor des Zentrums abgelöst wurde. Damit war Weinberg frei, nicht mehr auf die lenkende Bürokratie der AEC angewiesen. Zwar wurde er zunächst nach Washington berufen, aber nach einem Jahr zog er es vor, nach Oak Ridge zurückzukehren und dort einen "freien Think Tank" zu betreiben. Die Idee war, eine "Second Nuclear Era" vorzubereiten. Ich zitiere eine wichtige Aussage: "That pure scientific activity has the most scientific merit that contributes most heavily to and illuminates most brightly its neighbouring scientific disciplines." Ich weiß, wie wenig davon leider bei uns gesprochen wird.

Ich meine, daß dieses Buch ungeheuer nützlich ist für alle, die sich mit den Wirkungen der Wissenschaft in der Gesellschaft befassen müssen.

H. Maier-Leibnitz, München

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