The Neutron and the Bomb
Brown
The Neutron and the Bomb
Von A. Brown.
Oxford University Press, Oxford 1997. XIV + 384 S., Hardback,
ISBN 0-19-853992-4
James Chadwick hat mit seiner Entdeckung des Neutrons einen Markstein der modernen Physik gesetzt, ohne den z.B. die Entwicklung der Kernphysik undenkbar gewesen wäre. Doch nicht nur diese und andere physikalische Entdeckungen - beispielsweise geht auf ihn auch der Nachweis des Kontinuums der Betastrahlung zurück - machen seine Lebensgeschichte so interessant. Geradezu spannend wird sie dadurch, daß seine Biographie von zentralen politischen Ereignissen dieses Jahrhunderts geprägt wurde. Als junger Praktikant bei Hans Geiger an der Berliner Physikalisch-Technischen Reichsanstalt erlebt er den Ausbruch des ersten Weltkriegs und wird für vier lange Jahre als feindlicher Ausländer in Berlin interniert - ein Erlebnis, das seine Persönlichkeit nachhaltig prägte. Der zweite Weltkrieg sieht ihn - inzwischen Nobelpreisträger und nach dem Tode Rutherfords zum anerkannten Oberhaupt der britischen Kernphysiker avanciert - in führender Position als wissenschaftlichen Leiter des britischen Atombombenprojekts und Koordinator der britisch-amerikanischen Zusammenarbeit im Rahmen des Manhattan-Projektes. Die detailreiche Darstellung dieses Lebensabschnitts gehört ohne Zweifel zum informativsten Teil und zu den Stärken der vorliegenden Biographie. Am Beispiel Chadwicks werden nicht nur die wichtigsten Stationen des Manhattan-Projektes dokumentiert, sondern vor allem die Probleme, Spannungen und politischen Kontroversen der britisch-amerikanischen Zusammenarbeit aufgezeigt. So gab es auf amerikanischer Seite jede Menge Versuche, den britischen Beitrag zu marginalisieren. Daß dies nicht gelang und Großbritanniens Ziel, eine eigenständige Atommacht zu werden, nach dem zweiten Weltkrieg realisiert werden konnte, ist nicht zuletzt Chadwick zu danken gewesen. Eine interessante Episode in dieser Geschichte war dabei die disparate Freundschaft zwischen Chadwick und General Groves, die half, die Konflikte und Kontroverse zu entschärfen. Bei der Fülle der vermittelten Informationen ist man gern bereit über kleinere Fehler und Irrtümer - z.B. in der Schreib weise deutscher Namen (G.Her(t)z, Joachimst(a)l) - und einige Längen des Buches - insbesondere in den abschließenden Kapiteln - hinwegzusehen.
D.Hoffmann,Berlin
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