The Philosophy behind Physics
Brody
The Philosophy behind Physics
Von T. A. Brody.
Springer, Heidelberg 1994. XII + 355 S., 3 Abb., Softcover,
ISBN 3-540-57952-4
Können Physiker von einem Physiker etwas über Philosophie lernen? Dieses Buch erhebt den Anspruch, zu zeigen, daß diese Frage mit Ja zu beantworten ist. Ich finde, es kann diesen Anspruch nicht einlösen.
Thomas Brody wurde in München geboren, emigrierte aber später nach Mexiko, wo er bis zu seinem Tode 1988 als Physiker tätig war. Er arbei tete hauptsächlich auf den Gebieten der Kernphysik, der statistischen und der numerischen Physik. Über diese Arbeiten wird hier aber nicht be - richtet.
Dieses Buch enthält vielmehr seine Vorstellungen über Philosophie der Physik. Brody begann die Arbeit am Manuskript nach seiner Emeritierung, konnte es aber nicht mehr vollenden. Deshalb ergänzten die Herausgeber das ursprüngliche Manuskript, das sechs von fünfundzwanzig Kapiteln ausmacht, durch Abdrucke früherer Artikel. Diese waren zwischen 1980 und 1989 in weniger verbreiteten Zeitschriften erschienen.
Das Buch besteht aus vier Teilen. Der erste behandelt wissenschaftstheoretische Fragen, wie die Beziehung zwischen Theorie und Experiment, Theorieentwicklung, Induktion und das Verhältnis von Theorien zueinander. Der zweite Teil des Buchs beschäftigt sich mit der Interpretation der Wahrscheinlichkeitstheorie, der dritte mit philosophischen Fragen der Quantenmechanik. Der vierte Teil versammelt Aufsätze zu verschiedenen anderen Themen.
Die angesprochenen Fragen sind wichtig für Physiker, aber das Buch trägt wenig zur Klärung bei. Es wird praktisch nicht Bezug genommen auf den damaligen Stand der physikalischen und philosophischen Literatur. Deshalb fallen Oberflächlichkeit und die mangelnde begriffliche Schärfe der Argumente noch mehr auf.
Ein Beispiel: In vier Artikeln über die Bellschen Ungleichungen wird ausdrücklich die Ansicht vertreten, daß in deren Herleitung keine Lokalitätsannahmen eingehen, sondern nur die Annahme der gemeinsamen Meßbarkeit der verschiedenen Observablen eines Teilchens. Diesen falschen Schluß zieht der Autor aus der Fehlinterpretation veralteter Beweise. Kenntnis der modernen Literatur hätte solche Fehlschlüsse verhindert.
T. Breuer, Köln
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