The Sun - A Biography
Whitehouse
Was hat eine Geige von Antonio Stradivari mit den Sonnenflecken zu tun? Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich das vorliegende Buch des BBC-Wissenschaftskorrespondenten David Whitehouse. In 29 Kapiteln führt er den Leser durch die Geschichte der Auseinandersetzung mit dem Zentralgestirn unseres Sonnensystems. Der Bogen spannt sich von der Rolle der Sonne als Gottheit in frühen Kulturen über das aufkeimende Verständnis der Sonne als physikalisches Gebilde in der frühen Neuzeit bis zum heutigen Gegenstand intensiver, interdisziplinärer Forschung.
Whitehouse versteht es, solide Fachkenntnisse und die Ergebnisse detaillierter Recherchen zu vielen Themen mit einem leichten, unterhaltenden Schreibstil zu verbinden. Natürlich ist das Buch - anders, als der Titel suggeriert - keine Biografie der Sonne als Stern. Es ist vielmehr eine Anthologie von Geschichten über die Erkenntnis von der Sonne, welche kaum aufeinander aufbauen und daher auch gut unabhängig voneinander gelesen werden können. Die thematische Breite ist beeindruckend, sie reicht von kulturhistorischen Betrachtungen über solide Astrophysik bis hin zu den Einflüssen der Sonnenstrahlung auf die menschliche Gesundheit.
Dieses Buch bietet für jeden etwas. Der interessierte Nichtfachmann wird mit den erstaunlich vielfältigen physikalischen Phänomenen, die die Sonne uns bietet, vertraut gemacht und auf leicht verdauliche Weise an die neueren Ergebnisse der Sonnenforschung herangeführt. Er erkennt auch den nicht immer positiven Einfluss, welche die Sonne auf unsere technisch hoch entwickelte Zivilisation hat. Den Fachmann werden viele amüsante Details, besonders zur Geschichte der Sonnenforschung, bereichern. Die gelegentlich etwas anglozentrische Sichtweise sowie die eine oder andere Ungenauigkeit stören dabei nicht weiter.
Ach ja, die Stradivari. Der mögliche Einfluss der Sonnenaktivität auf das Erdklima in ein zurzeit heiß umstrittenes Thema, darauf geht Whitehouse auch ausführlich - und manchmal ein bisschen zu engagiert - ein. Heute ist oft von einem Zusammenhang zwischen dem Maunder-Minimum der Sonnenfleckenzahlen im 17. Jahrhundert und der "kleinen Eiszeit" zu Beginn der Neuzeit die Rede. Whitehouse postuliert nun einen Zusammenhang zwischen der Qualität des Geigenmaterials und dem Klima, und damit indirekt der Sonnenaktivität, um den legendären Ruf der Geigen zu erklären. Dies geht vielleicht ein bisschen weit.
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Prof. Dr. Oskar von der Lühe, Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik, Freiburg
Weitere Infos:
D. Whitehouse: The Sun - A Biography
John Wiley & Sons, Hoboken 2004,
288 S., Geb.,
ISBN 0-470-09296-3