01.09.2025

The Uranium Club

Miriam Hiebert: The Uranium Club. Un­earthing the lost relics of the Nazi Nuclear Program, Chicago Review Press 2023, 274 S., geb., ca. 28 Euro, ISBN 9781641608626

Miriam Hiebert

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Timothy Koeth, Physiker und Material­wissenschaftler an der University of Maryland, hat in seinem Leben eine beeindruckende Sammlung von Geigerzählern und Relikten des Atomzeitalters zusammengetragen. Hierzu zählen zwei Uranwürfel aus den letzten deutschen Reaktorexperimenten. Seine ehemalige Kollegin Miriam Hiebert erzählt anhand dieser Würfel die Geschichte des deutschen „Uranvereins“ und der Alsos-Mission der Alliierten: eine ebenso originelle wie gelungene Idee für dieses gut recherchierte und kurzweilig, bisweilen spannend geschriebene Buch. 

Der Text gliedert sich in drei Teile. Der erste Teil schildert anhand der Protagonisten John Lansdale („the lawyer“), Boris Pash („the soldier“) und Samuel Goudsmit („the scientist“) die Missionen der Alsos-Truppe. Der zweite stellt die verschiedenen deutschen Reaktor­experimente vor, von Hamburg 1940 bis Haigerloch 1945. Zuletzt geht es um das Uran: Der dritte Teil bietet interessante Details über die Exploration und Sicherstellung der für die Amerikaner verfügbaren Uranvorkommen im Rahmen des „Combined Development Trust“ von 1943 und des hierfür von Leslie Groves initiierten Geheimprojekts „Murray Hill“. Im Rahmen dieses Projekts wurden tausende von geo­logischen Fachartikeln und Büchern in unterschiedlichen Sprachen auf Uranfunde hin durchgesehen und Geo­logen zu Ölfeldern in mehr als 50 Ländern entsandt. 

Zwar haben sich einige wenige kleine Fehler eingeschlichen, sie trüben aber nicht den positiven Gesamteindruck des Buches. So lagen die deutschen Wissenschaftler nicht wie behauptet bis 1940, sondern bis 1942 etwa gleichauf mit ihren amerikanischen Kollegen (S. 92), und Werner Heisenberg reiste im Sommer 1939 ohne Carl Friedrich von Weizsäcker in die USA (S. 127ff.). Ferner arbeitete Paul Harteck an der Urananreicherung mithilfe des Zentrifugen- und nicht des Gasdiffusionsverfahrens (S. 200) und schließlich liegen die Uranminen von Joachimsthal in Böhmen und nicht in Bayern (S. 214). 

Von den gut tausend während des Krieges in Deutschland produzierten Uranwürfeln gelangten etwa zwei Drittel in die USA und fanden im Manhattan-Projekt Verwendung. In der Nachkriegszeit tauchten immer wieder einzelne Würfel auf dem Schwarzmarkt auf. Heute lassen sich noch vierzehn Würfel nachweisen, davon drei in Deutschland. 

Die Autorin versäumt es nicht, am Ende des Buches den Bogen in die Gegenwart zu schlagen und vor den Folgen von Desinformation und Wissen­schaftsskepsis zu warnen. Die lohnende Lektüre erfordert keinerlei Vorkenntnisse und gewährt auch mit der Materie Vertrauten neue Einblicke. 

Dr. Michael Schaaf, Deutsche Internationale Schule Kapstadt

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