Über Tropfen, Atomistik und Kritizismus
Kurd Laßwitz: Über Tropfen, Atomistik und Kritizismus, Dieter von Reeken, Lüneburg 2008, 219 S., geb., ISBN 9783940679161
Kurd Laßwitz
Sind die schriftstellerischen Ergüsse eines vor fast hundert Jahren verstorbenen Gymnasiallehrers heute noch von Interesse? Durchaus, wenn es sich um Kurd Laßwitz, den Pionier der deutschen Science Fiction handelt. Sein großer Mars-Roman „Auf zwei Planeten“, fast zeitgleich mit H. G. Wells’ „War of the Worlds“ erschienen, ist auch heute noch lesenswert.
Anders als bei Wells stellen sich die Marsianer darin nicht als blindwütige Zerstörer, sondern als moralisch überlegene Wesen heraus. Hier drückt sich die an Kant geschulte humanistische Haltung von Kurd Laßwitz aus, der dadurch im Dritten Reich zum „unerwünschten Autor“ wurde. Nicht zuletzt durch diesen Bruch sind viele seiner Werke in Vergessenheit geraten, abgesehen von seiner heute noch als Standardwerk geltenden „Geschichte der Atomistik“ und seinen „modernen Märchen“, in denen er auf oft humorvolle Weise wissenschaftliche Spekulationen verpackte. Doch gerade bei den populärwissenschaftlichen Essays von Laßwitz gibt es vieles zu entdecken bzw. wieder zu entdecken.
Daher ist es ein begrüßenswertes Unternehmen, das Gesamtwerk dieses Autors durch liebevoll aufgemachte Nachdrucke bzw. in neugesetzter Fassung wieder zugänglich zu machen, darunter auch seine Dissertation „Über Tropfen, die an festen Körpern hängen“ oder Laßwitz’ eigenwillige letzte Romane „Aspira. Der Roman einer Wolke“ und „Sternentau. Die Pflanze vom Neptunsmond“.
Initiator dieser Edition ist der Science Fiction-Enthusiast Dieter von Reeken, der auch schon andere vergessene Klassiker der Science Fiction neu aufgelegt hat.
Alexander Pawlak