Understanding Physics
Cassidy
D. Cassidy et al.
Understanding Physics
Springer, Heidelberg 2002, 851 Seiten, 571 Abb., Geb. ISBN 0-387-98756-8
Das als Einführungskurs für amerikanische Undergraduates konzipierte Buch richtet sich an angehende Physiklehrer und Nichtphysikstudenten. Es erfordert keine mathematischen oder naturwissenschaftlichen Vorkenntnisse, die über den Schulstoff hinausgehen. Mit nur wenigen Formeln, dafür aber reich illustrierten und leicht lesbaren Texten über die entwicklungs- und wirkungsgeschichtlichen Zusammenhänge physikalischer Phänomene und Konzepte ist das Buch ein Kompendium der Physik, das sich sowohl für den bilingualen Oberstufenphysikunterricht eignet, als auch zum Selbststudium für den interessierten Laien. Es ist klar in zwei Teile zu je neun Kapiteln gegliedert. Der erste Teil behandelt 'Materie und Bewegung', der zweite 'Felder und Atome'. Die Palette der erklärenden Abbildungen enthält viele Physikerporträts und überrascht mit einer Motivvielfalt, die weit über die üblicher Physiklehrbücher hinausgeht und von Lance Armstrong bis zu einem Gemälde von Van Gogh reicht. Jedes Kapitel schließt mit Literaturhinweisen und einer Auflistung der neu eingeführten Begriffe, Formeln und Definitionen, auf die ein umfangreicher Fragen- und Aufgabenkatalog folgt. Schade nur, dass es die Autoren unterlassen haben, Lösungen bzw. Antworten zu den Aufgaben anzugeben.
Nichtsdestoweniger ist es dem Autorentriumvirat gelungen, dem programmatischen Titel ihres Buches gerecht zu werden. In gekonnter didaktischer Reduktion verknüpfen sie Alltagserfahrung, physikalisches Fachwissen und wissenschaftshistorische Kontexte zu einem tragenden, enggewebten Netz. Es wird deutlich, wie Vernunft, Beharrlichkeit und Neugier, aber auch Zufall, Tradition und Ethik (bzw. ihre Abwesenheit) die Physik - von Plato bis Planck und von den frühen Kosmosmodellen bis zur Kernspaltung - geprägt haben und immer noch prägen. Löblich ist auch die Würdigung von zu Unrecht im Schatten bekannter Größen stehender Wissenschaftler wie z. B. Lewis Latimer, dem Laborassistenten von Thomas Edison oder der Astronomin Cecilia Payne-Gaposchkin. Befremdlich ist allerdings, dass Letztere im Abschnitt über stellare Fusionsreaktionen zu Ungunsten von Hans Bethe oder Carl Friedrich von Weizsäcker alleinige Erwähnung findet. Kleinere Ungenauigkeiten, wie etwa die Datierung der Erstausgabe von Keplers Mysterium Cosmographicum (S. 92) und des Franck-Hertz-Versuchs schmälern den positiven Gesamteindruck des Buches indes nicht.
Dr. Michael Schaaf, Celle
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