24.06.2003

Voodoo Science. The Road from Foolishness to Fraud

Park


Von R. Park. Oxford University Press, Oxford 2000. X + 230 S., Hardback, ISBN 0-19-850745-3 


Dass in der Wissenschaft immer nur dem Wahren, Edlen und Guten gedient wird, wird wohl niemand behaupten. Auf der einen Seite sind auch Wissenschaftler nur Menschen, die mitunter Opfer ihrer Eitelkeit werden und ihren Forschungsergebnissen ein wenig nachhelfen, auf der anderen Seite tun sich im komplizierten Beziehungsgeflecht zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit immer wieder Nischen auf, in denen Pseudowissenschaft aufblüht und vermeintliche Antworten auf schwerwiegende Fragen unserer Zeit gibt. Der gesamten Spannbreite der Pseudowissenschaft - von der Naivität der Gutgläubigen bis zur bewussten Täuschung der Wissenschaftler - geht Robert Park, der Physik in Maryland lehrt und zudem das Büro der American Physical Society in Washington leitet, in seinem kenntnisreichen und frisch erzählten Buch nach. Er kreiert für diese Palette den Begriff "Voodoo Science".
An Parks Standpunkt besteht kein Zweifel: Er sieht sich als Entlarver, der dem Laien helfen möchte, die Tricks der Pseudowissenschaftler aufzudecken - wozu ein gesunder Menschenverstand schon viel beiträgt. Auf der Anklagebank sitzen die üblichen Verdächtigen: die Erfinder von Perpetuum mobiles, die so genannten Experten, die uns weismachen sollen, dass alles mit rechten Dingen zugeht, die Homöopathen, die Baubiologen, die UFO-Jäger usw. Eine Art roten Faden durch das Buch - und seinen überzeugendsten Teil - bildet die Geschichte der kalten Fusion, die Park nochmals aufrollt und die zeigt, wie klein oftmals der Schritt von einem Fehler im Labor (verbunden mit einer verfrühten Veröffentlichung) über die Selbsttäuschung bis zur bewussten Täuschung der Öffentlichkeit ist. Typisch amerikanisch und für hiesige Leser eher zum Schmunzeln anregend sind hingegen die Schilderungen der oben genannten Erfinder und ihrer Maschinen, die die Energieprobleme der Menschheit mit einem Schlage zu lösen versprechen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen solchen Tüftler im deutschen Fernsehen gesehen habe - sie dienen eher als Titelfiguren in Geschichten über tragische Helden.
Etwas zu einfach macht es sich Park bei seinen Ausführungen zum Treibhauseffekt und seiner wissenschaftlichen Debatte. Dass da nur Weltanschauungen aufeinander prallen und keine Seite ihre Argumentation wissenschaftlich untermauern kann, lässt sich mit Blick auf den umfassenden IPCC-Report (siehe Phys. Bl., 7/2001, S. 6) nur schwerlich behaupten. Hier hat Park vielleicht seine eigene rosarote Brille auf. Insgesamt regt das Buch aber auf jeden Fall zum Nachdenken an und ist zudem sehr unterhaltsam.
Dr. Ulrich Kilian, science and more, Oestrich-Winkel

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