23.08.2007

Wer im Treibhaus sitzt - Wie wir der Klima- und Energiefalle entkommen

Kleinknecht, K.

Seit den jüngsten Berichten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) über die absehbaren Auswirkungen des Klimawandels ist die Notwendigkeit einer globalen, umweltschonenden Versorgung mit Energie ins Rampenlicht der internationalen Politik gerückt. Die vorgeschlagenen Lösungen sind aber vielfach einseitig und basieren oft auf den Wünschen diverser Interessengruppen der Energiewirtschaft.
Zu dieser aktuellen Problematik meldet sich hier nun mit Konrad Kleinknecht ein Physiker zu Wort, der selbst kein Spezialist auf einem der vielen Energiesektoren ist, dafür aber auch keiner bestimmten Interessengruppe verpflichtet ist, sondern nur dem eigenen Gewissen. In diesem Sinne engagiert sich Kleinknecht seit vielen Jahren in der DPG zum Thema Klima und Energie.
Zunächst widmet sich der Autor unter dem Titel „Gefährdeter Lebensraum“ dem weltweit um einen Faktor hundert gestiegenen Energiehunger. Dass durch die ausufernde Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas entstehende CO 2 landet schließlich in der Atmosphäre und verstärkt damit den Treibhauseffekt. Folgen dieses Tuns sind schon sichtbar: zunehmende Sturm- und Hochwasserschäden und heiße Trockenzeiten. Statt eine Reduktion der weiteren CO 2-Emissionen einzuleiten, streiten sich alte und neue Industrieländer um die bald zur Neige gehenden Vorräte an Erdöl und Erdgas.
Im Kapitel „Erkenntnisse“ betrachtet Kleinknecht die Chancen und Risiken der Kernenergie. Hier plädiert er für eine nüchterne, wissenschaftliche Betrachtung. Fossile und nukleare Energien sollten dabei mit einem dritten Standbein stabilisiert werden, den „Neuen Energien“, die mit ihren Vor- und Nachteilen Gegenstand des dritten Kapitels sind. Das beinhaltet Wasser- und Windkraft ebenso wie die Photovoltaik, solarthermische Kraftwerke oder Energiegewinnung aus Biomasse und den Möglichkeiten zum Energiesparen.
Dass sich mit all diesen Maßnahmen der globale Energiebedarf nicht spürbar senken lässt, liegt an den „Neuen Spielern“ (Kap. 4): China und Indien mit zusammen heute schon mehr als 2,3 Milliarden Menschen entwickeln sich rapide schnell zu neuen Industrieländern mit entsprechend steigendem Energiebedarf.
Kleinknechts Fazit im letzten Kapitel („Was tun?“): Alle Länder, inklusive Deutschland, müssen die Weichen für den Ausstieg aus der Kohle stellen, um die notwendige Reduzierung der CO 2-Emissionen zu erreichen. Zudem gilt es, wissenschaftliche Defizite zu überwinden, um baldmöglichst alle erneuerbaren Energien optimal nutzen zu können. Ziel muss es sein, so Kleinknecht, vorurteilsfrei einen flexiblen Energiemix aus erneuerbaren Energien, Kernenergie und – zwischenzeitlich – Erdgas im Länderverbund aufbauen.
Konrad Kleinknecht ist ein aufrüttelnd und geistreich geschriebenes Buch gelungen, das alle Energieoptionen zum Entkommen aus der Klima- und Energiefalle behandelt – vorurteilsfrei und mit einprägsamen Bildern unterstützt. Das gelingt ihm auf eine für jedermann verständlich Weise, sodass das Buch eine gute Basis für eigenes Nachdenken und Handeln bietet.

Prof. Dr. Klaus Heinloth, Physikalisches Institut, Universität Bonn

K. Kleinknecht: Wer im Treibhaus sitzt – Wie wir der Klima- und Energiefalle entkommen
Piper, 2. Aufl. 2007, 255 S., broschiert, ISBN 9783492050111

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