10.01.2017

Who Cares about Particle Physics? Making Sense of the Higgs Boson, the Large Hadron Collider and CERN

P. Gagnon: Who Cares about Particle Physics? /Making Sense of the Higgs Boson, the Large Hadron Collider and CERN, Oxford University Press 2016, 272 S., geb., 25 £, ISBN 9780198783244

Pauline Gagnon

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Die Physik der elementarsten Bausteine der Materie erfordert exorbitante Anstrengungen auf allen Ebenen: große finanzielle Mittel, haushohe Detektoren, riesige Beschleuniger, schnelle Computer, verteilte Infrastrukturen und die Koordination tausender Wissenschaftler, Ingenieure und anderer „unsichtbarer Hände“, die zum Gelingen eines auf Jahrzehnte angelegten Projektes notwendig sind.

Da solche Grundlagenforschung auf keinen direkten Nutzen außerhalb der Wissensvermehrung abzielt, steht sie unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck. Die Autorin möchte mit ihrem Buch einen Beitrag zum Verständnis dieser Forschung leisten.

Pauline Gagnon ist eine kana­dische Teilchenphysikerin, die 19 Jahre am CERN geforscht hat. Im Ruhestand widmet sie ihre Zeit der populären Darstellung der Teilchenphysik. Das vorliegende Buch richtet sich in Aufbau und Sprache an physikalische Laien. Der Anspruch der Autorin ist es, den Lesern die Physik der Elementarteilchen, die Experimente, die Forschungsmethoden und die Technik am CERN näher zu bringen. Doch Pauline Gagnon belässt es nicht bei dieser bekannten wissenschaftlich-technischen Darstellung, sondern geht auch auf soziale und kulturelle Aspekte ein. So beschreibt sie den technischen Einfluss der Forschung am CERN auf unsere Gesellschaft und stellt die dortige Kultur und das besondere Management vor. Das Zusammenspiel unzähliger unterschiedlicher Nationen, die alle an einem Strang ziehen, um ihr gemeinsames Ziel zu erreichen, beschreibt sie als friedensstiftend. Der multikulturelle Mikrokosmos des CERN hat aus ihrer Sicht eine Leuchtturmfunktion für unsere Gesellschaft. Das hohe Maß an Zielbewusstsein, Motivation und Talent der Mitarbeiter sei für den Projekterfolg entscheidender als eine hierarchische und straffe Organisationsstruktur. Das Management charakterisiert sie im positiven Sinne als „leicht chaotisch“.

Leider ist die Autorin wenig kritisch in ihrer Darstellung. Die Problematik der Größe der Kollaborationen und damit der Autorenschaft einer Publikation hinterfragt sie nicht weiter, um nur ein Beispiel zu nennen. Am Ende des Buches thematisiert Gagnon die Benachteiligung von Frauen in der von Männern dominierten Physik. Zwar hat das CERN eine Generaldirektorin, doch der Frauenanteil liegt nur bei 18 Prozent. Sie kommt auch auf das Thema Minderheiten zu sprechen und plädiert generell für eine weitergehende Diversifizierung innerhalb der Teilchenphysik-Community.

Das Buch ist für Laien sehr gut verständlich. „Take Home Messages“ am Ende eines jeden Kapitels fassen den Text noch einmal zusammen, und eingestreute Themen­kästen dienen der Vertiefung. Sehr viele Abbildungen machen das Arbeiten am CERN lebendig und veranschaulichen die Physik. Die persönlichen Erlebnisse der Autorin bringen die Atmosphäre und Euphorie am CERN nahe – insgesamt ein gelungenes Plädoyer für die Teilchenphysik, das CERN und für eine tolerante Gesellschaft.

Dr. Matthias Hahn, Karlsruhe

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