24.06.2003

Wolfgang Pauli. Wissenschaftlicher Briefwechsel, Band IV/Teil III

Karl von Meÿenn (Hrsg.), Wolfgang Pauli. Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a., Band IV/Teil III: 1955-1956, Springer, Heidelberg 2001. LXV + 994 S., 35 Abb., geb., ISBN 3540675914

Meyenn

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Die fast tausend Seiten dieses weiteren Bandes von Paulis Briefwechsel sind eine spannende Lektüre. Vor dem Briefwechsel beginnt das Buch mit einer sehr lesenswerten Darstellung der Vor- und Frühgeschichte des Neutrinos, die zur experimentellen Bestätigung des Neutrinos im Jahr 1956 führte und die einen Höhepunkt von Paulis wissenschaftlichem Wirken bedeutete.

Im März 1995 trug Pauli auf einem internationalen Gelehrtenkongress über "Die Wissenschaft und das abendländische Denken" vor. Die Vorbereitung dieses Vortrages, den er als seine „Mainzer Predigt“ bezeichnete und der im Nachhinein auch als naturphilosophisches Testament Paulis verstanden werden kann, hat ihn sehr beschäftigt. In Briefen wird deutlich, wie intensiv er sich dafür mit außerphysikalischen Fragen befasste. Im Juli – kurz nach Einsteins Tod – fand der Relativitätskongress in Bern statt, den Pauli eröffnete. Andere Aktivitäten Paulis waren seine Kontakte zum noch jungen CERN, dessen Theoriegruppe anfangs in Kopenhagen arbeitete und die Pauli im Herbst 1955 für vier Wochen einlud, in die die Feier zu Bohrs 70. Geburtstag fiel. Unter den physikalischen Problemem, die in den Briefen behandelt werden, fallen vor allem Fragen der Feldquantisierung und der Supraleitung ins Gewicht.

Für Pauli begann das Jahr 1956 mit einem Aufenthalt in den USA, den er mit seiner Teilnahme an der Rochester-Konferenz über Elementarteilchen im April abschloss. Im Juni wurde durch die Experimente von Cowan und Reines die Existenz des Neutrinos, Paulis „in einem Akt der Verzweiflung geborenen Geisteskindes“, nachgewiesen, was im Briefwechsel eine gebührende Rolle einnimmt.

Insgesamt sind in diesem Band fast 500 Briefe erfasst worden, davon 266 von Wolfgang Pauli, dessen Kreativität und Produktivität auch als Schreiber bewundernswert ist. Wenn der Briefwechsel unter dem quantitativen Blickwinkel betrachtet wird, so stehen mit Fierz, Heisenberg und Källen Physiker an der Spitze der Briefpartner. An vierter Stelle kommt aber bereits mit A. Jaffe, der Sekretärin von C. G. Jung, eine „nichtphysikalische“ Partnerin. Es ist ein Verdienst auch dieses Bandes zu zeigen, welche Bedeutung neben seiner physikalischen Forschung für Pauli die psychologischen und geistesgeschichtlichen Fragen hatten, wozu u.a. auch die Diskussion mit und über Weizsäckers quantenlogischen Ansatz gehörte.

Die vorzüglichen Kommentare, umfangreiche Quellen- und Literaturnachweise und ein komplettes Personen- und Sachregister – bei diesem Verlag leider keine Selbstverständlichkeit – runden diesen Band ab. Man kann dem Herausgeber und dem Verlag zu diesem Band gratulieren und ihm ein breites Echo wünschen.

Prof. Dr. Thomas Görnitz,
Institut für Didaktik der Physik, J. W. Goethe-Universität Frankfurt
 

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