Abschied von Herschel
Das Infrarot-Teleskop Herschel geht in den nächsten Wochen in Rente, weil seine Helium-Vorräte aufgebraucht sind.
Es heißt Abschied nehmen von einem astronomischen Schwergewicht: Im Laufe der nächsten Wochen hat das Weltraumteleskop Herschel seine letzten Heliumvorräte aufgebraucht. Im Mai 2009 startete das 7,50 Meter hohe und 3,4 Tonnen schwere Infrarot-Teleskop mit flüssigem Helium für mehr als drei Jahre an Bord ins Weltall, um dort die Geburt von neuen Sternen zu beobachten. „Die Zeit ist bald abgelaufen – bisher haben aber auch schon tausende Wissenschaftler von den Daten des Teleskops profitiert“, sagt Christian Gritzner vom Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) förderte das DLR unter anderem den Bau von zwei der drei Instrumente.
Abb.: Im Mai 2009 startete das 7,50 Meter hohe und 3,4 Tonnen schwere Infrarot-Teleskop Herschel mit flüssigem Helium für mehr als drei Jahre an Bord ins Weltall, um dort zum Beispiel die Geburt von neuen Sternen zu beobachten. (Bild: Quelle: ESA/NASA)
Für Laien sehen die Aufnahmen von Herschel schlichtweg schön aus, für Wissenschaftler zeigten sie Abläufe im Weltall, die sie in dieser Qualität so noch nie gesehen hatten: „Wir waren mit Herschel quasi im Kreißsaal bei der Geburt von Sternen dabei“, betont Gritzner. Mit den Instrumenten PACS, HIFI und SPIRE sah das Teleskop in verschiedenen Wellenlängen durch Staub- und Gaswolken. Mit seinem 3,50-Meter-Spiegel spürte es die Wärme von Sternen, Galaxien und Nebeln auf und konnte dabei selbst noch extrem schwache Wärmestrahlung erkennen. Aber auch Planeten, Asteroiden und Kometen in unserem Sonnensystem ließen sich mit Herschel beobachten.
Abb.: Das Infrarot-Teleskop Herschel blickt in verschiedenen Wellenlängen selbst durch Staub- und Gaswolken. Diese Aufnahme mit den Instrumenten PACS und SPIRE zeigt den Rosette-Nebel. (Bild: ESA/PACS & SPIRE Consortium/HOBYS Key Programme Consortia)
Damit die empfindlichen Instrumente nicht durch die eigene Wärme in der wissenschaftlichen Arbeit gestört wurden, konstruierten die Ingenieure das Teleskop als fliegenden Kühlschrank: 2300 Liter flüssiges Helium kühlten kontinuierlich die Sensoren und hielten sie so auf Betriebstemperatur von zwei Kelvin. Geht jetzt nach dreieinhalb Jahren wissenschaftlicher Sternenbeobachtung planmäßig der Helium-Vorrat zuende, steigen innerhalb von Stunden die Temperaturen der Instrumente, sodass sie sich nicht mehr einsetzen lassen.
Doch bis dahin hat Herschel mehr als 22.000 Stunden Sternenbeobachtung ermöglicht. Die erste Idee für solch ein Teleskop stammt schon aus den 1980er-Jahren, dann folgten zehn Jahre Entwicklungszeit und dreieinhalb Jahre Betrieb. Sorgfältig kalibrierten die Ingenieure ihre Sternwarte im Weltraum und die wissenschaftliche Forschung konnte beginnen. Rund 1,5 Millionen Kilometer entfernt von der Erde blickte das Teleskop in ferne Galaxien und junge Planetensysteme.
Das Raumfahrtmanagement des DLR förderte die deutschen Beiträge zur erfolgreichen Mission: Dazu gehörte das Instrument PACS, das unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik entwickelt wurde. Zudem übernahm Deutschland den größten Anteil am Instrument Control Center (ICC), das den Betrieb der Instrumente während der Mission sicherstellte, und war wesentlich am Bau und Betrieb des Instruments HIFI beteiligt.
Auch wenn Herschel künftig seine Bahnen um die Sonne zieht, ohne weitere Daten zu liefern, werten die Wissenschaftler noch jahrelang die wertvollen Datensätze der Mission aus.
DLR / AH