04.12.2025 • Quantum2025

Auf die nächsten 100 Quantenjahre

Vielfältige Angebote, große Reichweite und gestärkte Partnerschaften – die Deutsche Physikalische Gesellschaft zieht eine äußerst positive Bilanz des Quantenjahres.

DPG / Alexander Pawlak

„Now we’ve become the breath of life, the discoverer of worlds“, sang das gesamte Publikum in der Halle Münsterland beim fulminanten Abschlusskonzert am 15. November in Münster. Der gemeinsame Chorgesang war die Zugabe zum letzten Satz der symphonischen Komposition Fundamental Interactions des französischen Komponisten und Dirigenten Yannick Paget, der dafür mit dem japanischen Physiker Koji Hashimoto und dem lokalen Organisator der Abschlussveranstaltung Stefan Heusler zusammengearbeitet hatte. Die Schlusszeilen des renommierten Texters Chris Mosdell wendeten das berühmte Oppenheimer-Zitat aus der Bhagavad Gita („Now I’ve become the destroyer of worlds…“) ins Positive und Kreative.

Auch wenn musikalische Beiträge nichts Ungewöhnliches bei Festveranstaltungen sind, war das Konzert in Münster ein ganz besonderer Punkt der Veranstaltung Quantum100, die als Schlusspunkt des Quantenjahres noch einmal die ganze Palette an Aktivitäten zusammenbrachte: Vorträge, Workshops, Ausstellungen und Infostände machten die Welt der Quanten von Forschung und Technologien über Geschichte und Schule bis Kunst und Karriere erfahrbar.

Und doch war dies nur ein Teil der Vielzahl an Veranstaltungen und Aktivitäten, mit der die DPG federführend die Umsetzung des Internationalen Jahres der Quantenwissenschaft und -technologie (IYQ) in Deutschland übernahm. Unter dem Motto „Quantum2025 – 100 Jahre sind erst der Anfang …“ wurde eine Vielzahl von Veranstaltungen und Aktivitäten organisiert, größtenteils von ehrenamtlich Tätigen.

Eine Taskforce der DPG hatte bereits vier Jahre zuvor mit den Planungen für das 100-jährige Jubiläum der Formulierung der Quantenmechanik begonnen und konnte so die Grundlage für das reichhaltige lokale, regionale und landesweite Angebot legen. Vieles davon wurde durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung möglich.

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Ziel aller Aktionen war es, die Faszination der Quantenmechanik, ihre Entwicklung und ihre Potenziale für künftige Quantentechnologien einer möglichst breiten Öffentlichkeit nahezubringen. Dabei galt es auch Kunst und Kultur mit Physik zu verbinden, etwa mit Lesungen, Kunstausstellungen, Filmvorstellungen und Konzerten wie das in Münster.

Eingerahmt wurde das Quantenjahr in Deutschland durch die Eröffnungsfeier in Berlin am 14. Januar, an der auch Vertreter:innen von 15 Physik-Gesellschaften teilnahmen, und der Abschlussfeier in Münster, bei der die DPG und die Physical Society of Japan mit der gemeinsamen Declaration for the Future ein eindrucksvolles Zeichen für atomare Abrüstung und eine verantwortungsvolle Wissenschaft setzten.

Die Frühjahrstagungen der DPG mit ihren rund 8000 Teilnehmenden standen ebenfalls unter dem Motto des Quantenjahres. Bei der Jahrestagung in Bonn war Ghana Gastland und mit einer Delegation vertreten, um die Rolle Ghanas bei der Ausrufung des IYQ durch die Vereinten Nationen zu würdigen.

Die Herbsttagung in Göttingen, der Geburtsstätte der Quantenmechanik, war speziell der Bedeutung und den modernen Entwicklungen der Quantenmechanik gewidmet. Eine mit Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger und anderen renommierten Experten hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion nahm sich in Göttingen der ungelösten Fragen der Quantenmechanik an.

Innovative Projekte brachten die Quantenforschung in die Öffentlichkeit: Im Rahmen der bereits mehrfach ausgezeichneten QuanTour reiste eine Quantenlichtquelle durch Europa, begleitet von Social-Media-Beiträgen und zahlreichen Veröffentlichungen.

Das Projekt QuantumSkiddle bot die Gelegenheit, sich spielerisch mit den Inhalten der Quantenphysik auseinanderzusetzen, und mit dem Bausatz zum Versuch Der quantisierte Leitwert erhielten Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Quantenphysik ganz handfest zu erleben.

Mit den QuantenOrten wurden wichtige Stätten der vergangenen wie aktuellen Erforschung der Quantenphysik in Deutschland sichtbar gemacht. Diese erhielten jeweils eine Gebäudeplakette, um vor Ort Aufmerksamkeit auf die Quantenphysik zu lenken.

„Ein Jahr lang waren die Quantenaktivitäten der DPG nun überall zu finden, sei es in Städten und Physik-Instituten, im Internet, in den Sozialen Medien, in der Schule, in Bibliotheken und sogar in Museen und Kinos“, resümiert DPG-Präsident Klaus Richter.

Die Verkündung des diesjährigen Physik-Nobelpreises, wie immer begleitet durch ein „Public Viewing“ der DPG, bot weitere Anknüpfungspunkte ans Quantenjahr. John Clarke, Michel H. Devoret und John M. Martinis wurden für ihren grundlegenden Nachweis des makroskopischen Tunnelns in supraleitenden Schaltkreisen ausgezeichnet. Dies unterstrich nicht nur die Realität der überraschenden quantenmechanischen Effekte, sondern verstärkte auch die Aufmerksamkeit für ihre vielversprechenden Anwendungsmöglichkeiten.

Die „Quantum History Wall“ bietet die Gelegenheit, sich interaktiv mit...
Die „Quantum History Wall“ bietet die Gelegenheit, sich interaktiv mit wichtigen Stationen in der Entwicklung der Quantenphysik zu beschäftigen.
Quelle: DPG

Darüber hinaus macht die Quantum History Wall online die komplexe Geschichte der Quantenmechanik interaktiv nachvollziehbar. Die Serie Quantenphysikerinnen im Physik Journal, die bis März 2026 fortgeführt wird, hebt bedeutende Beiträge von Frauen in der Quantenphysik hervor, die allzu oft in den Hintergrund getreten sind oder ganz übersehen worden sind. Der Arbeitskreis Chancengleichheit stellte Physikerinnen vor, die aktuell im Bereich Quantenphysik und ‑technologie forschen und arbeiten. Die dafür entwickelten Ressourcen stehen auch über das Quantenjahr hinaus zur Verfügung.

„Es ist uns gelungen, das Thema Quantenphysik in die Öffentlichkeit zu tragen und zu verdeutlichen, dass es sich um eine starke kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung handelt, die unser gesellschaftliches Leben beeinflussen wird“, bekräftigt Dieter Meschede, Koordinator der DPG-TaskForce Quantenjahr und ehemaliger Präsident der DPG.

Auf internationaler Ebene wird das International Year of Quantum Science and Technology im Februar 2026 in Accra, Ghana, seinen feierlichen Abschluss finden.

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